Aufzeichnungen des Pfarrers Wolfgang Ammon des Jüngeren

geb. am 7. 1. 1572 zu Dinkelsbühl - am 22. 9. 1634 zu Marktbreit


1595 - 1597 Kantor in Marktbreit

1597 - 1614 Pfarrverweser von Krassolzheim (und zudem ab 1606 vom Dekanat Windsheim)

1614 - 1631 Kaplan von Marktbreit

1631 - 1634 Stadtpfarrer von Marktbreit


Fotomontage des Malerwinkels mit dem Koloss von Francisco de Goya, Museo del Prado in Madrid




Creuz, Gefahr, Unglükk, Noth, Widerwärtigkeit, wie manns nenen will, ohn die Krankheiten, oben 108 beschrieben.

Mühsal, Gefahren, Unglück, Not, Abstoßendes, wie man es auch nennen will, ohne Beschreibung meiner Krankheiten, die ich oben auf Seite 108 beschrieben habe.

und

Erbärmliche Sachen

Erbarmenswürdige Geschehnisse

Neu geordnet, zeitgemäßer umgeschrieben und kommentiert
von einem seiner Nachfahren
Martin Nicoly (Ny), Kitzingen
Herrnstraße 11

nach Quellen aus dem Archiv für Kultur-Geschichte.

Herausgegeben von Dr. Georg Steinhausen
Stadtbibliothekar und Vorsteher der Muhrhard'schen Bibliothek der Stadt Cassel.
Erster Band. Berlin - Alexander Duncker Verlag - 1903

und anderen Quellen

 

 

Vorwort


1587


St. Nikolaikirche in Marktbreit
Bild zum Vergrößern anklicken
Kurze Baugeschichte

Anno 1587 7. Sept. erscheusst sich Hans Dorsch zu Brait, der in Wochen (als schon ausgekündet) soll Hochzeit machen mit Anna, welche hernach den Schubarts Clausen bekommen. Schreibt vorher klägliche und bedrohliche Wort auf den Tisch. Werden ihm die Schenkel abgehauen, ins Fass er gespundet und in Main geworfen.

7. 9. 1587 Hans Dorsch erschießt sich in Marktbreit, der (wie schon ausgekündigt) in ein paar Wochen Hochzeit mit Anna machen sollte. Anna heiratet später den Claus Schubert. Hans Dorsch schreibt vor seinem Selbstmord anklagende und drohende Wörter auf den Tisch. Es werden ihm die Schenkel abgehauen. Sein Leichnam wird in ein Faß gesteckt und in den Main geworfen.

(Generell galten Selbstmörder als völlig 'ehrlos' und verdammt. Es wurde die Strafe für Mord vom Scharfrichter nachträglich vollzogen. Sogar die Berührung des Leichnams eines Selbstmörders führte zur Unehrlichkeit, die oft einen Ausschluss aus der Zunft bedeutete. Das Verscharren des Leichnams überließ man daher auch oft Abdeckern, die wie der Scharfrichter zu den 'Unehrlichen' gehörten. Im obigen Fall überließ man die Beseitigung dem Wasser des Mains. Ny)

1589

1. Jan. Anno 1589 das lezte von meinem seel. Vatter bekommen.

1. 1. 1589 Ich erhielt den letzten Brief meines verstorbenen Vaters.

(Es handelt sich um Pfarrer Wolfgang Ammon den Älteren, geb. am 26.1.1540 in Elsa bei Coburg, gest. am 26.1.1589 in Marktbreit. Er war auch Pfarrer zu Marktbreit und als Liederdichter bekannt. Er heiratete am 22.4.1567 Maria Jung, die Mutter Wolfgang Ammons des Jüngeren aus Feuchtwangen, Enkelin des Reformators Bernhard Wurzelmann aus Dinkelsbühl. Martin Nicoly)

Anno 1589 7. Nov. meines Weibes Bruder Georg Cuppelich (von seinem Müller zu Feuchtwang, der Schönmüller genannt) uff seiner Schwester Hochzeit, da die anderen getanzt, erstochen, doch ehrlich begraben worden. Ich ihm vorgebetet. Desselben Müller Sohn, ein Studiosus, ist von einem Tanzbodenstiegen herab zu Todt wiederum gefallen.

7. 11. 1589 Georg Cuppelich, der Bruder meiner Frau (von seinem Müller in Feuchtwangen wurde er der Schönmüller genannt) wurde auf der Hochzeit einer seiner Schwestern, als die Gäste tanzten, erstochen. Er wurde ehrlich begraben. Ich habe ihm vorgebetet. Der Sohn dieses Müllers, ein Student, fiel von einer Tanzbodenstiege herab und starb ebenfalls.

1591

Anno 1591 12.Jan. mir ein Stein in Kopf geworfen, darüber ich ein Loch bekommen, als ich zum Tanz zusehen wollen, welches das erste Tanzbesehen war und übel gerathen, darum ich auch hernach nichts tanzen gelernt.

12. 1. 1591 Jemand warf mir einen Stein an den Kopf und verletzte mich arg, als ich zum erstenmal auf Tanz zuschaute. Nach dieser üblen Erfahrung habe ich auch später nie mehr tanzen gelernt.

1592

Anno 1592 23. August schreibt mir mein bester Freund Christoff Jordan (der mit mir in einer Kost zum Hof bey der Löwin gewesen und mit der Zeit Prediger zum Hof worden) von gesagten Stadt Hof aus gen Jena, ich bekomme gewiss der Löwin Töchter eine, so ich will, die doch wol gezogen und sehr reich waren, allein ich hab geförchtet, Crämer Gut fasele nicht, und die Töchter werden stattlich gehalten sein müssen etc.

23. 8. 1592 Mein bester Freund Christoff Jordan, (der mit mir in Hof bei Frau Löwe untergebracht war und nach einiger Zeit Prediger in Hof geworden ist), schreibt mir von der besagten Stadt Hof aus nach Jena, daß ich bestimmt eine der Töchter von Frau Löwe bekäme, wenn ich nur wolle. Sie wären doch wohlerzogen und sehr reich. Ich jedoch befürchte, Krämer Gut habe nicht gefaselt und die Töchter würden mir teuer zu stehen kommen, u.s.w.

Anno 92 vom 18. Sept. bis uff 7. Oct. uffm Stroh, Bänken und blossen Tisch des Nachts geruhet, doch Willibald Hüberlein sich mein lezlich erbarmet.

18. 9. - 7. 10. 1592 Diese Zeit über schlief ich nachts im Stroh, auf Bänken und leergeräumten Tischen, doch Willibald Hüberlein hatte letztlich Erbarmen mit mir.

Anno 92 13. Dez. kein paar Schuh vermocht zu bezahlen.

13. 12. 1592 Ich konnte mir kein Paar Schuhe leisten.

18. diess 3 dl. um eine blosse Suppe geben, da ich keine Kost hatte.

18. 12. 1592 Ich zahlte 3 Groschen für eine einfache Suppe, da ich nichts zu essen hatte.

1593

Anno 93 28. Febr. von einem Wagen gefallen und ein Rad über mich gegangen, doch keinen Schaden befunden.

28. 2. 1593 Ich fiel vom Wagen unter kam unters Rad. Ich blieb jedoch unverletzt.

Anno 1593 13. Apr. Schreiben von meiner gn. Herrschafft ich soll jura studiren; denn ich hatte den 13. Martii beiderley Facultäten vorgeschlagen. Es ist aber hernach anderer Bescheid herauskommen.

13. 4. 1593 Ich erhielt ein Schreiben meiner gnädigen Herrschaft, daß ich Jura studieren solle. Ich hatte am 13. 3. 1593 beide Fakultäten (Jura oder Theologie) vorgeschlagen. Es jedoch später eine andere Entscheidung gefallen.

30. April und 1. Maji wiederum keine Schuh gehabt, biss ich mit Schreiben verdient.

30. 4. - 1. 5. 93 In der Zeit hatte ich wieder keine Schuhe. Erst mit Schreibarbeiten konnte ich mir welche leisten.

1594

Anno 94 im Jun. will Oefftiger zu Jena nit 4 fl. 6 Groschen borgen gegen so grosser Verheissung, seine Tochter zu freyen, wann ich Dienst bekomme; denn ich dieser Zeit fast von allen Menschen verlassen war.

Im Juni 1594 will Oefftiger in Jena mir nicht einmal 4 Taler 6 Groschen gegen das Versprechen leihen, seine Tochter zu heiraten, wenn ich eine Anstellung bekäme. Ich bin in dieser Zeit fast von allen Leuten verlassen.

1595

Anno 95. 30. Marty, nachdem ich zuvor (weil mein Stipendium zu lange aufgehalten worden, ohne mein Verschulden, und ich die Kostfrau nicht contentiren können) im Arrest uff der Stuben meiner Wohnung innen gehalten, wieder erlassen, darauf mir gleich ein Brot, Geld zu holen, zugegeben worden und von der Academia nach Brait ich gereiset und bald darauf zu Dienst befördert bin.

30. 3. 1595 Zuvor bin ich auf meinem Zimmer in Jena unter Arrest gestanden, da ich meine Zimmerwirtin nicht bezahlen konnte. Ohne mein Verschulden waren meine Unterhaltszahlungen aus Marktbreit nicht eingetroffen. Der Arrest wurde mir dann erlassen und die Möglichkeit zugestanden, von der Akademie in Jena nach Marktbreit zu reisen. Dort erhielt ich bald darauf meine Ernennung zum Kantor.

1596

Anno 1596 im 16. Oct. Tag in der Kirch zu Marckbreit anderthalb Mann hoch, oben von dem Gebälk herab uff die Porkirchen in Beyseyn meines schwangeren Weibs gefallen, und wenn mich Gott nicht durch der h. Engel Schutz behütet und ich an den gedrehten Stollen mich gehalten hätte, so wäre ich gar hinab uff den daselbst stehenden Taufstein gerathen und zu Todt gefallen, gleich im hohen Mittag, als man die Kirch erweitert um diesse Jahrszeit.


Bild zum Vergrößern anklicken

16. 10. 1596 Ich stürzte in der Kirche von Marktbreit vom Gebälk etwa zweieinhalb Meter tief auf die Empore in Anwesenheit meiner schwangeren Frau. Und wenn mich Gott und die heiligen Engel nicht beschützt, und ich mich nicht an den gedrehten Stollen festgehalten hätte, wäre ich auf den darunterstehenden Taufstein gefallen und tödlich abgegestürzt. Das geschah gegen 12 Uhr Mittag, als im Herbst die Nikolaikirche erweitert wurde.


Bild zum Vergrößern anklicken

1600

Anno 1600 10. Jan. bin ich zu des Vogten Michael Christs zu Nordtheim Weib, welche vom bösen Geist um Leibeigenschafft gegen viel Geldsreichung angesprochen und gar thierisch aussahe, geschikket worden, sie zu bekehren, wie geschehen.

10.1.1600 Ich bin zur Frau des Vogtes Michael Christ in Nordheim geschickt worden. Sie ist vom Satan angesprochen worden, der ihr viel Geld versprochen hatte, wenn sie sich ihm hingäbe. Sie sah wie ein Tier aus. Ich sollte sie bekehren, was mir auch gelungen ist.

(Ein Fallbeispiel für den kollektiven Hexenwahn, mit dem sich auch seelisch labile Frauen identifizierten. Die schlimmsten Hexenverfolgungen gab es im Würzburger Territorium auf der gegenüberliegenden Mainseite, die zwischen 1626 und 1630 ihren Höhepunkt erreichten. Hexenverbrennungen gab es auch in lutherischen Gemeinden. Gott sei dank hat mein Vorfahr seinen gesunden Menschenverstand walten lassen ! Martin Nicoly)

1602

Anno 1602 7. Oct. mein Pfarrkind, die Schüzin Röserin genannt, lässt ihren wassersüchtigen Leib am Nabel öffnen, daraus 6 Mass Wasser geloffen. Hat noch etliche Jahr gelebt und hernach fast jähling gestorben.

7. 10. 1602 Mein Pfarrkind, Schüz Röserin genannt, läßt sich ihren wassersüchtigen Leib am Nabel öffnen. 6 Maß Wasser sind ausgelaufen. Sie hat noch viele Jahre gelebt und verstarb dann ganz plötzlich.

1603

Anno 1603 9. Jul. unseres Kühhirten Georg Bullenheimers Kind in einer Krautbrühe sich zu todt gebrennet.

9. 7. 1603 Das Kind unseres Kuhhirten Georg Bullenheim verbrannte sich in einer Krautbrühe und starb.

Anno 1603 5. Julii weder Mehl noch Brod noch Geld gehabt. Der Müller aber zu Hambühl im Amtsgericht Neustadt a. der Aisch, mein guter Freund , stekkt mir 20 Bazen vor, dafür soll meine Magd, die Rüdel Elss genannt, Brod kaufen; die laufft 18 Mühlen ihrem Fürgeben nach aus und kan nichts bekommen, biss sie lezlich zu Stefft 9 Laiblein Brod, jedes um 36½ dl., erhielt.

5. 7. 1603 Wir haben weder Mehl, Brot oder Geld. Aber der Müller (Deininger) zu Hambühl im Amtsgericht Neustadt an der Aisch, mein guter Freund, streckt mir 20 Bazen vor. Dafür soll meine Magd, Elsa Rüdel, Brot einkaufen. Sie fragt angeblich in 18 Mühlen nach und kann nichts bekommen, bis sie letztlich zu Marktsteft im Bezirksamt Kitzingen 9 kleine Laib Brot, jedes um 36½ Groschen, erhielt.


Die Mühle um 1996 mit den beiden Deininger Brüdern, den Nachfahren des Lebensretters.
Walter Deininger war mein Schüler 1977 am Staatlichen Berufsbildungszentrum in Scheinfeld; Ny

Bild zum Vergrößern anklicken

Anno 1603 20.Sept. Welsche Krämer trozen mich und meinen Bruder bey Windsheim mit ausgezogenen Degen und Dolchen.

20. 9. 1603 Italienische Händler bedrohen meinen Bruder und mich bei Windsheim mit ausgezogenen Degen und Dolchen.

30. Sept. bey Alberhofen Albertshofen im Amtsgericht Dettelbach, ehe ich gen Grossen Langheim komme, im Holz grosse Gefahr von Mördern.

30. 9. 1603 Bei Albertshofen im Amtsgericht Dettelbach vor Großlangheim droht mir im Wald große Gefahr von dort herumstreifenden Mördern.

4.Oct. Pfaff von Bibart stellet mir uff der Ingolstatter Kirben, da ich mit meinem ersten Weib bey dem Wirth als ein geladener Gast, weil ich seine Kinder instituirt.

4. 10. 1603 Der katholische Pfarrer von Markt Bibart stellt mich auf der Kirchweih in Ingolstadt zur Rede, da ich die Kinder des Gastwirts, bei dem meine erste Frau und ich eingeladen waren, unterrichtet habe.

1604

Anno 1604 19. Maji ein Mezger von Nürnberg entleibt auf einen Hieb den Wirth von Ezelheim, Stoll genannt.

19. 5. 1604 Ein Nürnberger Metzger erschlägt mit einem Hieb den Wirt namens Stoll von Etzelheim.

1605

Anno 1605 28.Jan. will sich meine Magd, die ihren Tauffnahmen verläugnet hatte, henken in meiner Scheuren, ich zu trösten hatte.

28. 1. 1605 Meine Magd, die ihren Taufnamen verleugnet hatte, will sich in meiner Scheune aufhängen. Ich mußte ihr Trost spenden.

Den 20. Febr. zwischen Obernbrait in Bach gefallen, Stegs verfehlt, da ich allein gangen.

20. 2. 1605 Ich fiel bei Obernbreit in den Bach, da ich den Steg verfehlte und allein war.

Anno 1605 23. Febr. Müllers zu Ingolstatt Kind ertrunken.

23. 2. 1605 Das Kind des Müllers von Ingolstadt ist ertrunken.

1606

Anno 1606 den 31. Mart. weinet mein Weib, dass wir so wenig Geld hätten und so arm wären.

31. 3. 1606 Meine Frau weint und klagt, daß wir so wenig Geld besäßen und so arm wären.

Anno 1606 27. April wirft mich ein stolzes Ross, da ich nachm Seehauss reiten und predigen soll, im Dorf Grassolzheim noch, über seinen Kopf mit Sattel und all herab.

27. 4. 1606 Als ich nach Schloß Seehaus reite, um dort zu predigen, wirft mich im Dorf Krassolzheim ein stolzes Roß samt Sattel kopfüber ab.


Nicolaikirche in Krassolzheim
Bild zum Vergrößern anklicken

Anno 1606 9. Sept. uff der Grassolzheimer Kirchweyh ein Northeimischer Mann im Umgang erschossen worden.

9. 9. 1606 Auf der Kirchweih in Krassolzheim wurde ein Mann aus Nordheim beim Festzug erschossen.

6. Nov., da dieser Zeit die Plag zu Grassolzheim regiert, in Clauss Rohnen Hauss grossen Jammer gesehen, als ich die Kranken besuchen wollen, zeucht ihren an der Plag gestorbenen Mann selbst an, und kan ihn doch gar nicht aufs Bett bringen. Dieser Zeit waren schier keine Träger mehr zu bekommen.

6. 11. 1606 Da zur Zeit die Pest in Krassolzheim herrscht, habe ich beim Krankenbesuch im Haus von Klaus Rohn großes Elend erlebt. Die schwache, auch kranke Frau kleidet ihren an der Pest gestorbenen Mann selber an und kann ihn jedoch nicht aufs Bett heben. Es sind kaum mehr Krankenträger zu bekommen.

1608

Anno 1608 27. April bei Mönchsondheim übern angelauffenen Bach auf einem Weidenköpplin fehltretende biss an Hals in das Wasser gefallen.

26. 2. 1608 Ich bin bei Mönchsondheim in einem angeschwollenem Bach auf einem Weidenzweigchen ausgerutscht und bis zum Hals ins Wasser gefallen.

1610

Anno 1610 30. Jul. Leonhardt Müller, wie mich mein Kirchner berichtet, hat mir gedrohet, ist aber lang turniret worden und hat mirs abbitten und verbürgen müssen, mir nichts zu thun. Ist die Dräuung herkommen, weil ich der Eheordnung nicht zuwieder handeln wollen.

30. 7. 1610 Wie mir mein Kirchner berichtet, hat Leonhardt Müller gegen mich Drohungen ausgestoßen. Er ist aber lange Zeit im Gefängnisturm (frz. 'le tour') eingesperrt worden. Er hat sich entschuldigen und verbürgen müsssen, mir nichts anzutun. Die Drohungen rühren daher, daß ich der Eheordnung nicht zuwider handeln wollte.

Anno 1610 7. Oct. Sonntags erfahren, wie der Rathsherr zu Brait, Göbel genannt, vorigen Mitwochs im Main daselbst, als er in voller Weiss fahren wollen, ersoffen.

7. 10. 1610 Am Sonntag erfahre ich, daß der Ratsherr Göbel von Marktbreit am letzten Mittwoch im Main ertrunken ist, als er mit vollem Tempo fahren wollte.

Anno 1610 7. Oct. hat der Doctor Medicus Fabricius den Apotheker zu Windsheim erstochen.

7. 10. 1610 Dr. med. Fabricius erstach den Apotheker in Windsheim.

Anno 1610 16. Oct. hab ich eine Leich zu Dorf Cottenheim ohne eines einiges Menschen Hülf, darzu einen Berg hinauf, da ihr Begräbniss neben der Kirchen ist, besungen.

16. 10. 1610 Im Dorf Kottenheim habe ich einen Verstorbenen ohne jede Unterstützung, zudem noch einen Berg hinauf, denn der Friedhof liegt dort bei der Kirche, gebracht und besungen.

1611

Anno 1611 im Junio gilt ein 7½ pfündiger Leib Brod 72 dl. , 1 Mez Mehl 18 Batzen 1 kr. Vergessets nicht! liebe Kinder, hebt das edle Brod schön auf!

Im Juni 1611 kosten 7½ Pfund Brot 72 Gulden, 1 Meze Mehl 18 Batzen 1 Kreuzer. Vergeßt das nicht, liebe Kinder, geht sparsam mit dem edlen Brot um!

Den 2. Aug. gilt ein Dreyling Salz 2 Batzen.

2. 8. 1611 Ein Dreiling Salz kostet 2 Batzen.

1612

Anno 1612 20. Jan. zwischen Cottenheim dem Dorff und Grassolzheim in Schnee und Eis hineingesunken, und mächtig geschrien anderst nit gemeint, denn ich bleiben müsse.

20. 1. 1612 Ich bin zwischen dem Dorf Kottenheim und Krassolzheim in Schnee und Eis versunken. Ich habe laut geschrien und glaubte nimmermehr, mich aus meiner Lage befreien zu können.

Anno 1612 im Sept. sind zu Windsheim 3 Menschen im Brunnen zu Hauss, da man den säubern wollen, von einem Basilisken gehling getödtet ohne die andern, so das Gesicht verbunden gehabt, den anderen zu helfen und doch auch sehr schwach worden. In diesem Jahr soll zu Kleinen Langheim ein Quell im See daselbsten eitel Blut, eines Arms dikk, aufgetrieben haben und Herr Dechant Salom. Codman davon 2 Predigt haben gethan.

Im September 1612 sind in Windsheim 3 Menschen von einem bösen Geist (Basilisk: unheilbringendes Fabeltier) bei der Brunnensäuberung zuhause jählings getötet worden. Die anderen hatten Gesichtstücher getragen und konnten (wegen der Faulgase) nicht helfen. Sie erlitten auch Schwächeanfälle, wurden aber nicht getötet. In diesem Jahr soll sich im See in Kleinlangheim eine Quelle aufgetan haben. Aus ihr trieb reines Blut, ein armbreit dick. Herr Dechant Salomon Codman hat zwei Predigten zu diesem Ereignis gehalten.

Dieser tragische Unglücksfall wird auch in der Windsheimer Chronik von 1650 vom Organisten Manasse Flentsch

ausführlich beschrieben.

15. Nov. wegen einer Gesezpredigt vom Lechelein aus herrschaftlichen Befehl besprochen; doch ist man auf Erklärung mit mir zufrieden.

15. 11. 1612 Wegen einer Predigt zum Gesetz Mose mußte ich mich wegen Lechelein (?) bei meiner Seinsheimer Herrschaft auf Schloß Seehaus in Nordheim verantworten. Auf meine Erklärungen hin ist man jedoch mit mir zufrieden.


Schloß Seehaus bei Markt Nordheim
Bild zum Vergrößern anklicken

1613

Anno 1613, den 20. Jun. wirfft mich ein gross Wetter zu Boden für plözl. Schrekken.

20. 6. 1613 Wirft mich ein Sturm zu meinem großen Schreck zu Boden.

Anno 1613 3. Jul. Anna Christina des Kochs Remigii Weib ersäufft sich selbst in einem liederlichen Bächlein zu Nordheim in Melancoley ohne Gotteslästerung, ist disputirt worden, uff gn. Herrn Joh. Erkingers Befehl, Ich hab erhalten, dass sie noch auf den Gottesakker ohne Gesang und Klang kommen.

3. 7. 1613 Anna Christina, die depressive Frau des Kochs Remigius ertränkt sich einem kleinen Bächlein in Nordheim, jedoch ohne Gott zu lästern. Die Angelegenheit wurde auf Befehl des gnädigen Herrn Johann Erkinger von Seinsheim diskutiert. Ich konnte erreichen, daß sie auf dem Friedhof ohne Gesang und Glockengeläut beerdigt wird.

Den 8. Aug. wegen einer Predigt von Kleidern besprochen zum Seehauss.

8. 8. 1613 Auf Beschwerden von Herrn Kleider wegen einer Predigt mußte ich mich bei der Herrschaft auf Schloß Seehaus in Markt Nordheim verantworten.

1614

Anno 1614 2. April Herr Schuldheiss Groh vom Hofmeister Etzdorf uffm Feld überritten und in den Kopf gehauen worden.

2. 4. 1614 Herr Ortsvorsteher Groh wurde auf dem Feld von Hofmeister Etzdorf überritten. Er trug eine tiefe Kopfwunde davon.

Anno 1614 im Majo wegen langen Schnees (der in die 18 Wochen gelegen) und Schwabenfahrens das Korn, ja alles Getraid aufgeschlagen. Den 3. Maji galt ein Malter Korn 7 fl. NB. 1 Leib Brod schlug in einem Tag 20 dl auf, und galt 71½ dl. (Addidit nonnemo: o lieber Gott, wie jezo? im Martio 1636 gilt das Malter schon 10 fl. 40 Kr., das Pfund Fleisch 6 Kr.)

3. 5. 1614 Der Schnee lag 18 Wochen und wegen der Transporte nach Schwaben (?) hat sich alles Korn und Getreide verteuert. Am 3. Mai kostete ein Malter Korn 7 Taler. Ein Laib Brot verteuerte sich an einem Tag um 20 Groschen und kostete 71½ Groschen. (PS: Oh lieber Gott, wie ist es heute? Im Mai 1636 kostet das Malter schon 10 Taler 40 Kreuzer, das Pfund Fleisch 6 Kreuzer)

Den 28. Maji schlugs Brod wieder ab, 10 dl. auf 1 Tag.

28. 5. 1614 Das Brot wurde an einem Tag um 10 Groschen billiger.

Den 19. Julii erfahren, meinen Bruder, Pfarrer zu Jeckenheim, hab vor 2 Tagen das Wetter in die Scheuer geschlagen, 3 Säu verbrannt und in 40 fl. Schaden gethan.

19. 7. 1614 Ich habe erfahren, daß vor 2 Tagen ein Blitz in die Scheune meines Bruders, der Pfarres in Jekenheim (bei Thundorf, Unterfranken) ist, eingeschlagen hat. 3 Schweine sind verbrannt. Ein Schaden von 40 Talern ist entstanden.

1615

Anno 1615 15. Febr. des Niclaus Rossen Arzts vermeinte wassersüchtige Tochter, die wir oft besucht, auch als eine bald sterbende communicirt und das gemeine Gebet für sie gethan, gebieret einen Sohn.

15. 2. 1615 Die vermeintlich wassersüchtige Tochter des Pferdearztes Niclaus, die ich oft besucht habe, einer alsbald Sterbenden Trost spendete und mit der Gemeinde für sie betete, bringt einen Sohn zur Welt!

1. Dec. der junge Claus Groh hat Schlägerey mit Junkher Zobel und seinem Vogt, kostet den Junkhern 2 Finger, Vogt wird biss aufs Hirn wund, beichtet ein anderer für ihn, giebt er ein Anzeigen, dass Ihms also gemeint.

1. 12. 1615 Der junge Claus Groh hat eine Schlägerei mit dem Junker Zobel und dessen Vogt. Der Junker verliert zwei Finger und der Vogt erleidet schwerste Kopfverletzungen. Jemand beichtet es mir in seinem ausdrücklichen Auftrag.

1616

Anno 1616 11. Oct. wegen des ausgelegten 7. Gebots Gefahr zu Brait.

11. 10. 1616 Ich gerate in Marktbreit wegen meiner Auslegung des 7. Gebots in Gefahr.

Anno 1616 18. Jan. ertrinkt der Sauer, Fischer, in trunkener Weiss und bleibt unterm Eiss, wird nach etlichen Wochen zu Frickenhausen gefunden zwischen 2 Stikkeln, hieher geführt und begraben.

18. 1. 1616 Der betrunkene Fischer Sauer ertrinkt und bleibt unterm Eis. Er wird zwischen zwei spitzen Pfählen aufgefunden, hierher überführt und begraben.

Den 6. Febr. haben 2 Eyer 9 dl. golten zu Ochsenfurth und 16 Eyer 8 Schilling. Claus Oerter bezeugts (im Mart. 1636 ein Ey 1 Groschen).

6. 2. 1616 2 Eier kosteten in Ochsenfurth 9 Groschen und 16 Eyer 8 Schillinge. Klaus Oerter hat's mir versichert. (Im März 1636 kostet ein Ei 1 Groschen.)

Den 21. Jun. ein Strahl in neuen Herrschafftsbau geschlagen, den Balken wüst zersplittert, doch nicht angezündet.

21. 6. 1616 Ein Blitz ist in den neuen Seinsheimer Herrschaftsbau in Marktbreit eingeschlagen und hat einen Balken völlig zersplittert. Es kam jedoch nicht zum Brand.

1. Juli eine hier zu todt gefallene Krämerin begraben worden.

1. 7. 1616 Ich habe eine hier plötzlich verstorbene Krämerin beerdigt.

Anno 1616 den 25. Oct. Edelmann Zobel, der hie gewohnet, fällt vom Gaul zu todt.

25. 10. 1616 Edelmann Zobel, der hier wohnte, fällt vom Pferd und stirbt.

1617

Anno 1617 31. Mart. M. Unfug gestochen worden, da er mit meinem gn. Herrn gefochten, hab ich ihm gegen Tag das Abendmahl gereicht.

31. 3. 1617 Beim Fechtkampf mit meinem gnädigen Herrn Erkinger von Seinsheim bekam M. Unfug einen Stich ab. Ich habe ihm zu Tagesanbruch das Abendmahl gereicht.

1619

Anno 19 den 29. August Sonntags Auflauff aus der Kirchen, ehe man die Predigt angefangen, wegen der Würzburger Reuter, die fürüber zogen; wie sie hinweg waren, hat man ein Zeichen geläutet und den Actum vollend verricht.

29. 8.1619 Am Sonntag laufen die Leute aus der Kirche hinaus, bevor ich mit meiner Predigt anfing. Das war wegen der Würzburger (bischöflichen) Reiter, die vorüberzogen. Wie sie weg waren, wurde geläutet und der Gottesdienst bis zum Ende abgehalten.

21. Dec. 115 Reuter hier eingelegt worden über Nacht.

21. 12. 1619 115 Reiter wurden im Ort über Nacht einquartiert.

1620

Anno 1620 3. April ein Schuster, Bastian, zu Sommerhaussen erstochen worden von Herrn Kummer.

1620 Ein Schuster namens Bastian wurde von Herrn Kummer in Sommerhausen erstochen.

Anno 1620 18. April der Ofner, ein Gerichtsperson zu Obernbreit, von unserm Schuldheissen erstochen worden, ist alsobald todt blieben.

18. 4. 1620 Ofner vom Gericht in Obernbreit wurde von unserem Ortsvorsteher erstochen. Er erlag schnell seinen Verletzungen.

14. Julji der Schreiner, Hanss Müller genannt, vom Todtengräber, der einen Groll ausgelassen, erstochen worden beym Seidlein, der Schreiner aber hat seinen Feind einen Schlag mit dem Messstab geben, dass auch Er folgenden Tag uff der Gnotstatter Mark todt funden worden.

14. 7. 1620 Der Schreiner Hans Müller wurde vom Totengräber, der schon lange einen Groll gegen ihn hatte, bei einem Glas Bier erstochen. Der Schreiner hatte ihm noch einen Schlag mit seinem Maßstab versetzt. Am folgenden Tag wurde auch sein Widersacher auf der Gnotstädter Mark tot aufgefunden.

Anno 1620 15. Jul. Herr Schuldheiss Groh und sein Verweser, Herr Kummer, wollen mich und Herrn Pfarrern verklagen, weilen wir dem entleibten Schreiner läuten lassen und eine Busspredigt thun wollen. Sie haben ihne aber wehren lassen, weil wir uns auf dergleichen Process zu Obernbreit beruffen.


Ein Epitaph in der Nikolaikirche erinnert an die 1616 verstorbene Tochter
Appolonia Cummerin (Kummer)

Bild zum Vergrößern anklicken

15. 7. 1620 Herr Schuldheiss Nikolaus Groh (Groe) und sein Verweser Herr Kummer (Cummer) wollen mich und den Herrn Pfarrer verklagen, weil wir für den Schreiner, einen Selbstmörder, die Glocke läuten lassen und eine Bußpredigt abhalten wollen. Sie sind damit aber nicht durchgekommen, da wir uns auf einen gleichartigen Rechtsfall in Oberbreit berufen können.

27. July der jung Hanss Breunich zu Einersheim vom Wetter aufm Feld erschlagen worden.

27. 7. 1620 Der junge Hans Breunich von Einersheim wurde von einem Blitz auf dem Feld erschlagen.

Den 10. Aug. wegen einer scharfen Predigt von den Kirchengütern, am Tag Laurentii gehalten, durch Secretarium Schattemann ihrenthalben besprochen.

10. 8. 1620 Wegen meiner scharfen Predigt zum Thema Kirchengüter, die ich am Tag des Hl.Laurentius gehalten habe, mußte ich mich bei Sekretär Schattemann verantworten.

1621

Anno 1621 10. Febr. der Gnotstattische Wirth zu Frickenhaussen erschlagen worden.

10. 2. 1621 Der Wirt von Gnodstadt wurde in Frickenhausen erschlagen.

22. Maji 2 Kinder Schusters und Schneiders im Main ertrunken.

22. 5. 1621 Zwei Kinder, eines vom Schuster, das andere vom Schneider, sind im Main ertrunken.

1622

Anno 1622 3. Febr. Oberschuldheiss zu Obernbreit sich erschossen.

  • 2. 1622 Der Oberortsvorsteher von Obernbreit hat sich erschossen.

Anno 1622 25. Mart. Weimarische Durchzug und grosser Schrekken in der Nachbarschafft.

25. 3. 1622 Weimarer Truppen ziehen durch. Es herrscht große Angst in der Umgebung,

Zu End des Aprilis eine schrökkliche Schlacht geschehen, sollen uff beeden Theilen in 8000 blieben seyen, bey Heilbronn am Nekkar.

Item greulicher Jammer Wassers und Wolkenbruchs halben zu Grossmannsdorf und Hezfeld.

Ende April 1622 kam es zu einer schrecklichen Schlacht bei Heilbronn am Neckar. Auf beiden Seiten sollen 8000 Mann gefallen sein. (Bei Wimpfen-Obereisesheim, Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach wird von Tilly geschlagen). Wegen Überschwemmungen und Wolkenbrüchen klagt man gar jämmerlich in Großmannsdorf und Heidingsfeld.

5. Jul. Durchzug in der Nachbarschafft, wir in höchsten Schrekken aufs Rathaus und in die Kirchen etlichs geflehnet. Sind von hier aus etliche Musquetirer den Oberbreitern geliehen worden.



Bild zum Vergrößern anklicken

5. 7. 1622 Militär ist in der Nachbarschaft durchgezogen. Wir sind zuhöchst erschreckt aufs Rathaus geeilt. Viele flohen in die Kirche. Eine große Zahl Musketiere (Schützen, Infanterie) wurden von Marktbreit vorübergehend Obernbreit gestellt.

1623

Anno 1623 20. April Gefahr einlogirter Reuter wegen. Der Flekk hat sich mit 200 Thalern abgekaufft.

20. 4. 1623 Es herrschte große Gefahr wegen einzuquartierenden Reitern, Marktbreit kaufte sich mit 200 Thalern frei.

Im April und Majo M. Fink, Pfarrer zu Obernbreit, zu Ochsenfurt im Turm und Wirtshauss verhafftet und arrestiret. NB. Dieser Anno 28 in Martio seines Diensts zu Obernbreit gar entlassen worden aus Ursachen.

Im April und Mai 1623 wurde M. Caspar Fink, Pfarrer von Obernbreit, in Ochsenfurt in der Turmgaststätte verhaftet und eingesperrt. Nebenbemerkung: Er ist im März 1628 sogar aus bestimmten Gründen aus dem Pfarrdienst entlassen worden.

Anno 23 10. Maji haben die Feind mit Gewalt herein gewollt, hat man Tag und Nacht hüten müssen.

Am 10. 5. 1623 wollten die Feinde gewaltsam in die Stadt eindringen. Man mußte Tag und Nacht Wache halten.

Im Anfang Augusti soll man blutige Garben gehabt und Mehl haben sehen regnen.

Anfang August sollen die Getreidegarben voll Blut gewesen sein und es soll Mehlstaub geregnet haben.

21. Oct. Kommt Tylli, ein Kaysserl. Oberster, mit 5000 Reutern in die Nachbarschafft.

Am 21. Oktober 1623 kommt der kaiserliche Feldmarschall Tilly mit 5000 Reitern in die Nachbarschaft gezogen.

1624

Anno 1624 2.Jan. in dem äussersten Bulleiten Hauss ein Missgeburt zur Welt gebracht worden, einer Meerkazen und Affen gleich.

2. 1. 1624 Es wird im äußersten Haus der Bulleite eine Mißgeburt zur Welt gebracht, die einer Meerkatze oder Affen gleicht.

6. diess Hanss Prügels Weib, der vorigen Frauen (so die Missgeburth gehabt) Geschweih, bringt auch eine Missgeburth, die ich neben andern gesehen, nit schreiben mag.

6. 1. 1624 Hans Prügels Frau, die Schwägerin dieser Frau mit Mißgeburt, bringt auch eine Mißgeburt zur Welt, die ich mit andernen gesehen habe und lieber nicht beschreiben will.

21. Maji diess Jahrs zuvor ein Flösser allhier erstochen worden.

21. 5. 1624 Ein Flößer wurde hier im Ort erstochen.

17. Maji Burc. Schattemann einen unvorsichtig erschossen.

17. 5. 1624 Burkhardt Schattemann erschoß versehentlich einen Mann.

Anno 1624 14. Jun. zu Obernbreit ein Erdfall 71 Schuh tief sich begeben.

14. 6. 1624 In Obernbreit gab es einen 20 ½ Meter tiefen Erdrutsch.

1625

Den 11. Jun. die ältest Würzburg. Gerichtsperson und Siebener von Gnodstatt, Ambrosius Schmidt, über 80 Jahre alt, zu Obernbreit in einem hefftigen Wetter und Wasserfluth ertrunken.

11. 6. 1625 Der über 80 Jahre alte Ambrosius Schmidt, Würzburger Gerichtsältester  und Siebenergeschworener von Gnodstadt ertrank in einem Unwetter mit Überschwemmungen in Obernbreit.

Anno 25 3. Jul. Herbolzheim bekommt einen Papistischen Pfaffen.

3. 7. 1625 Herbolzheim bekommt einen katholischen Geistlichen.

... vnd weil die Vermutung, daß sie peste gestorben, sindt sie, damit nicht ein furcht vnd schrecken vndter die leut komme, ohne Ceremonien in der still hinauß auff den gotzacker getragen worden.

(1625 sterben die Frau des Hirten und zwei ihrer Kinder im hiesigen Armenhaus) ... und weil die Vermutung besteht, sie könnten an der Pest gestorben sein und die Bevölkerung nicht in Panik geraten soll, wurden sie ohne Zeremonie heimlich auf den Friedhof gebracht.

...Vnd weil er in Jerg Setzlings inficirtem Hauß geweßen, haben Ihn die Segnitzer nicht wollen einlassen, hat sich also hie draußen auff der straßen behelfen müssen.

25. 9. 1625 (Und weil Christoph, der kleine Sohn des Matthäus Hölinger aus Segnitz) ... im Haus des Jerg Setzling gewesen war, das verpestet war, wollten ihn die Segnitzer nicht in den Ort lassen. Er mußte deshalb hier auf der Straße bleiben.

...niemandt können bekommen, außer drey, hat er selbst sein eigen Weib müssen helffen zu grab tragen.

1625 (Hans Brügel) ... hat nur drei Träger bekommen können, und so mußte er selber mithelfen, seine eigene Frau zu Grabe zu tragen.

3. Oct. hat man einen Papistischen Pfaffen einsezen wollen mit Gewalt, 2 Kelch gestolen, auch Messgewandt und Agend aus der Kirche genommen zu Segniz. Grausamer Jammer gewesen, dem Marggr. Schuldheissen viel Schaden geschehen.

3. 10. 1625 Mit Gewalt wollte man einen katholischen Priester einsetzen. Zwei Kelche wurden gestohlen, ein Meßgewand und das Kirchenordnungsbuch wurden aus der Kirche von Segnitz mitgenommen. Ein großer Jammer herrschte dort, dem markgräflichen Ortsvorsteher ist viel Schaden entstanden.

...gottlob, die Seuche hat aufgehört!

16. 12. 1625 'Gottlob hat die Pest aufgehört!'

1626

Anno 1626 22. Jan. wird dem Lorenz Gampert eingebrochen und, wie man sagt, bey 1000 fl. gut Geld genommen.

22. 1. 1626 Bei Lorenz Gampert wurde eingebrochen und ihm, wie man hört, 1000 Taler gestohlen.

13. Febr. fällt sich Herr Weichselius, gewesener Pfarrer zu Lindelbach, zu todt, da er auf den Gaul steigen will.

13. 2. 1626 Der ehemalige Pfarrer Weichselius von Lindelbach, im Bezirksamt Ochsenfurth, verunglückt beim Aufsitzen aufs Pferd tödlich.

7. Mart. Secretarius Schattemann vom Schlag auf der rechten Seiten getroffen.

7. 3. 1626 Sekretär Schattemann erlitt einen Schlaganfall und ist rechtsseitig gelähmt.

5. April. Der entleibte, so von Helden aufgearbeitet, begraben worden.

5. 5. 1626 Der Verstorbene, dessen Leichenpredigt(?) von Herrn Held erarbeitet wurde, wurde beerdigt.

Im Junio erschrökklicher Hunger gewesen und schrökkliche Theuerung, das Malter Korn um 13 fl. oder 12 Thaler nit zu bekommen, und war langwierige Dörre, schlug das Brod immer auf. Erfahren, dass in unterschiedlicher Zeit um Würzburg viel Leut todt gefunden worden mit Grass im Mund; dagegen schlug im Julio mitten drinnen ein Leib um 18 dl. ab uff einmal. Bauren im Ländlein ob der Enss haben im Junio eine Aufruhr erregt.

Im Juni 1626 herrschte schreckliche Hungersnot und Teuerung. Ein Malter Korn war für 13 Gulden oder 12 Taler nicht zu bekommen. Wegen der langen Trockenzeit wurde da Brot immer teurer. Ich habe erfahren, daß öfters viele Leute in der Gegend um Würzburg mit Gras im Mund verhungert aufgefunden worden sind. Mitte Juli 1626 wurde ein Laib Brot plötzlich um 18 Groschen billiger. Im Juni gab es einen Bauernaufstand im Ensland.

Den 21. Jul. 2 Sonnen am Himmel gesehen.

21. 7. 1626 Ich habe zwei Sonnen am Himmel gesehen.

21. Dec. werden die Reuter zu Winter- und Sommerhaussen eingelegt mit grossen Hauffen. Sie haussen zu Sommerhaussen erbärmlich. Haben zu Winterhaussen einer Wittwe, die ein Jahr einen Mann gehabt, den Bakken abgehauen, davon sie folgenden Tags gestorben.

21. 10. 1626 In Winter- und in Sommerhausen am Main werden Reiter mit viel Fußvolk einquartiert. Sie benehmen sich in Sommerhausen erbärmlich. In Winterhausen haben sie einer Witwe, die nur ein Jahr verheiratet gewesen war, einen Backen abgehauen. Sie starb an dieser Verletzung am folgenden Tag.

1627

Anno 1627 4. Jan., da die Landsknecht kamen, stürmet man, ziehen sie wieder ab, 200 fl. aber hat man gen Sommerhausen geschikkt.

4. 1. 1627 Die Landsknechte kamen, stürmten den Ort und zogen wieder ab. 200 Gulden mußte man aber nach Sommerhausen schicken, um sich freizukaufen.

Den 10. diess hat man bey 100 Reuter hier einlogirt, sind 19 Wochen hier blieben und den 22. Maji mit guten Contento abgereiset, haben Geld darzu bekommen.

10. 1. - 22. 5. 1627 Hundert Reiter hat man in Marktbreit einquartiert. Sie blieben 19 Wochen und sind am 22. Mai nach weiteren Zahlungen zufrieden abgereist.

12. Febr. kommt Obernbreit in grosse Noth und wird geplündert den 14. Maji.

12. 2. und 14. 3. 1627 Obernbreit gerät in große Not und wird am 14. Mai geplündert.

Im Martio grosser Jammer in den Gräfl. Schwarzenbergischen Pfarren wieder Graf Hanssen († 1528) Testament, darinnen dieselben Pfarren dem Marggrafen vertestiert worden.

Im März 1627 herrscht wieder großer Jammer in den Pfarreien der Grafschaft Schwarzenberg wegen des Testaments von Graf Hans, der 1528 verstarb, in welchem er diese Pfarreien dem Markgrafen überschrieb.

Anno 1627 4.Mart. Gerbers Jörgen Gastung will mir ein Landsknecht eine Tochter abnöthen, die Apollonia, zuvor ein papistisch Buch abhandeln, giebt mir wider mein Willen ein Ring uffs Buch, giebt darnach vor, er hab ihn meiner Tochter auf die Ehe gegeben, die doch nit zugegen. Ich wär bald in Jammer und Noth kommen. Jetzt kenn ich die Landsknecht.

4. 3. 1627 Der Sohn des Gerbers Jörgen Gastung, ein Landsknecht, will mich zwingen, ihm eine meiner Töchter, Apollonia, zur Frau zu geben. Zuvor bat er mich um ein katholisches Buch, legt gegen meinen Willen einen Ring darauf und gibt vor, er habe ihn meiner Tochter als Verlobungsgeschenk gegeben. Apollonia war jedoch nicht zugegen und ich wäre bald in größte Schwierigkeiten gekommen. Jetzt durchschaue ich die Landsknechte.

24. Mart. ertrinkt Herr Joh. Ludwig Herbst von Obernbreit der Oberschuldheissin Ehemann, im Wasser jämmerlich. Sonne scheint mitten im Martio in vielen Tagen nicht.

24. 3. 1627 Der Ehemann der Oberortsvorsteherin, Herr Johann Ludwig Herbst aus Obernbreit, ertrinkt jämmerlich. Mitte März scheint die Sonne an vielen Tagen nicht.

26. diess wiederum Gefahr eines frembden Musterschreibers halben.

26. 3. 1627 Wieder droht mir wegen dieser Behauptung des Landsknechts Gefahr von einem mir unbekannten Schreiber (Notar).

28. Mart. 2 Bauers Gesellen, in der Nachbarschafft von unsern Soldaten erstochen, sollen ihrer noch 4 in dieser Wochen entleibet seyn.

28. 3. 1627 Zwei Bauernknechte wurden in der Nachbarschaft von unseren Soldaten erstochen. Es sollen in dieser Woche noch vier weitere getötet worden sein.

3. Apr. warnet mich M. Fries, wie auch die Krämers-Maria wegen der Papisten gedrohten Einfalls in unsere geistliche Häusser.

3. 4. 1627 M. Fries und auch Maria Krämer warnen mich, daß die Katholischen drohen, in unsere Pfarrämter einzufallen.

16. diess ich wieder in grosser Gefahr, denn ich nach Kalten Sundheim (weil M. Postler todt) wegen der sorglichen Pfarr, damit Bischoff nicht einfall, soll mich auf etliche Wochen begeben und daselbst aufwarten, damit mein Herr in Possession bleib.

16. 4. 1627 Wieder schwebe ich in großer Gefahr. Ich muß nach Kaltensondheim, weil Pfarrer M. Postler verstorben ist. Vorsorglich übernehme ich die Pfarrei, damit der Bischof von Würzburg nicht die Lage ausnutzt und einfällt. Ich soll dort einige Wochen bleiben, damit die Besitzrechte meiner Herrschaft Seinsheim gewahrt bleiben.

29. April fochten die Landsknecht meine Predigt, an Betsonntag gehalten, wegen einer Historie aus D. Luthern angeführet, hefftig an.

29. 4. 1627 Am Betsonntag empörten sich die Landsknechte wegen einer Geschichte von Dr. Martin Luther über meine Predigt heftig.

Im Anfang Maji der Flekke Brait in gosser Gefahr. Man will plündern oder Geld haben.

Anfang Mai 1627 ist der Fleck Marktbreit in großer Gefahr. Man will plündern oder Lösegeld.

6. Maji sonderlich auch, also, dass ich meine beste Sachen in die Sacristey flöhen müssen. Doch im höchsten Betrübniss referirt mir Organsit Hayn, Er bey Georg Siber auf meine Gesundheit bey den Soldaten trinken müssen und Birkner Soldat, ein Papist, mir sagen lassen, er sey gegen mir mit Unwahrheit versagt, Ich solle micht nicht förchten. Es ist mir gedroht gewesen zuvor, wenn ich uff eine Gastung geladen werd, dabey sie auch seyen, so wollen sie das Tischtuch über mich dekken und mich rechtschaffen zerbläwen. Peter Weiss hat mich gewarnet. Ich hab auch etlich, ja wol 8 Tag nicht aus dem Flekken gedörfft, doch hab ichs lezlich gewagt und mich meines guten Gewissens getröstet und hinaus gelangt.

6. 5. 1627 Auch an diesem Tag mußte ich mit meinen besten Sachen in die Sakristei fliehen. In meiner höchsten Not berichtet mir der Organist Hayn, daß er bei Georg Siber auf meine Gesundheit mit den Soldaten trinken mußte. Der Soldat Birkner, ein Katholischer, lasse mir ausrichten, daß ihm gegenüber Unwahrheiten über mich gesagt worden wären und ich mich nicht fürchten solle. Zuvor war mir gedroht worden, daß die Soldaten mir auf einem Gastmahl, sollten sie mich dort antreffen, das Tischtuch übern Kopf ziehen und mich tüchtig verprügeln wollten. Peter Weiss hat mich gewarnt. Etwa 8 Tage durfte ich Kaltensondheim nicht verlassen. Doch dann wagte ich es endlich, habe mich mit meinem guten Gewissen getröstet und bin hinausgelangt.

13. Jun. der Senior des Raths zu Obernbreit, 70 jährig, als er die Kräze wegzubaden, in einer Wanne sizt, und ist niemand bey ihm, wird vom Schlag gerührt und ertrinkt sobald. Herrn Zinken Vatter hat einen auf den Todt geschlagen im Julio, liegt an 2 Ketten gefangen.

13. 6. 1627 Den 70jährigen Senior des Rates von Obernbreit trifft in der Badewanne der Schlag, als er sich von seiner Krätze reinigen will. Niemand ist bei ihm und er ertrinkt sogleich. Der Vater von Herrn Zink hat einen Mann im Juli erschlagen. Er liegt an zwei Ketten gebunden im Gefängnis.

20. Aug. hat Herr Schuldheiss Kummer wunderliche Acta mit etlichen Bürgern, die schier rebellisch worden.

20. 8. 1627 Herr Ortsvorsteher Kummer führt denkwürdige Verhandlungen mit etlichen Bürgern, die schier rebellisch wurden.

22. diess ein mächtiger Hauff Soldaten hierum zusammen gekommen und in der Nachbarschafft übel gehauset, Oberbrait geplündert. Geissling hat auch schrökklich eingebüsst.

22. 8. 1627 Ein mächtiger Haufen Soldaten ist in der Gegend und hat in der Nachbarschaft übel gehaust. Obernbreit wurde geplündert. Geisslingen hat auch schrecklich gelitten.

Im Sept. grosse Gefahr der Landsknecht halben hier und in der Nachbarschafft.

Im September 1627 herrscht wieder große Gefahr hier und in der Nachbarschaft wegen herumziehender Landsknechte.

Den 11. diess 24 Landsknecht in Flekken genommen worden.

11. 9. 1627 24 Landsknechte wurden im Ort einquartiert.

21. diess alle marchirt.

21. 9. 1627 Sie sind alle wieder abmarschiert.

Den 22. 23. kommt der Ausschuß des Fränkischen Craisses, zeucht ihnen nach.

22. und 23. 9. 1627 Der Ausschuß des Fränkischen Kreises trifft ein und zieht den Landsknechten nach.

1628

Anno 28 im Jan. böse Zeitung wegen Schönbergischen Volks, das Quartier zu Brait haben will.

28. 1. 1628 Es gibt schlechte Nachrichten wegen des Schönburgischen Kriegsvolkes, das in Marktbreit Quartier nehmen will.

In der Marterwoche alles schwarz voll Kriegsvolk in benachbarten Orten eingelegt, auch Seinssheim, Bullenheim, Wässerndorf, Gnodstatt, Stefft.

Im März 1628 wimmelt es von Kriegsvolk, das in den benachbarten Orten einquartiert ist, auch Seinsheim, Bullenheim, Wässerndorf, Gnodstadt und Marktsteft sind betroffen.

Anno 1628 21. April bey die 20 Reuter im Döchtel uff mich kommen, denen ich nicht entgehen können, ist mir doch kein Leid geschehen.

21.4.1628 Im Döchtel kamen an die 20 Reiter auf mich zugeritten, denen ich nicht entkommen konnte. Es ist mir jedoch kein Leid geschehen.

Im Majo liegts fast in allen Flekken umher voll Reuter und Fussvolk.

Im Mai 1628 sind fast alle Orte in der Nachbarschaft voller Reiter und Fußvolk.

15 Maji ein schrökklicher Hauff Reuter und Fussgänger mit langen Spiessen, Musqueten durchkommen, auch mit 1 Fahnen und Reisswägen.

15. 5. 1628 Ein schrecklicher Haufen Reiter und Fußvolk mit langen Spießen, Musketen, auch mit einer Fahne und mit Reisewägen sind durch den Ort gezogen.

24. und 30. diess Sachsen-Lawenburgs Quartiermeister einfurirt; sind bey 7 Wochen hier gelegen.

24. und 30. 5. 1628 Der Quartiermeister von Sachsen-Lauenburg zog in Marktbreit ein und blieb etwa sieben Wochen.

21. Jun. ist der Fürst eingezogen in Herrn Ludwig Gamperts Hauss, hat eine Justitiam oder Galgen aufm Markt aufrichten lassen.

21. 6. 1628 Der Fürst von Sachsen-Lauenburg zog ein und wohnte im Haus von Herrn Ludwig Gampert. Er hat als Zeichen für Recht und Ordnung einen Galgen aufrichten lassen. (Franz Karl von Sachsen-Lauenburg 1591-1660)

27. Jun. zeucht der Obrist Schönberger auch herein.

27. 6. 1628 Der Oberst Schönburger, Ott Friedrich Freiherr und nachmaliger Graf von und zu Schönburg, zieht ebenfalls ein.

6. Julji Einersheimer Pfarr wird eingenommen. Der Pfarrerin gehet ein Kind zuvor ab, sie stirbt auch, wird gar schlecht begraben in Eil, die Pfarrkinder empfangen das Nachtmahl gar frühe mehrenteils ohne Predigt.

6. 7. 1628 Die Pfarrei von Einersheim wird eingenommen. Die Pfarrerin hat zuvor eine Fehlgeburt und stirbt auch. In der Eile wird sie nur dürftig begraben. Die Gemeinde empfängt das Abendmal des öfteren gar ohne Predigt.

15. Aug. ist Meinen gn. Herrn durch 500 Bischöffliche Leute das Traid aus der Scheuren zu Erlach genommen worden in der Nacht und bey 18 Wägen gefüllet.

15. 8. 1628 Meinem gnädigen Herrn von Seinsheim haben in Erlach nachts 500 Leute des Würzburger Bischofs das Getreide aus der Scheune genommen und 18 Wägen damit beladen.

25. Aug. hat man Accord wegen Schönbergers getroffen zur Contribution. Herr D. Göhring und Vogt zum Seehaus wohnen bey.

25. 8. 1628 Man hat wegen der Einquartierung mit der Schönburger Truppen eine Übereinkunft zur Auslösesumme getroffen. Herr D. Göhring und Vogt wohnen der Sitzung im Schloß Seehaus bei.

1629

Kizinger Bürger flehnen hieher ihres sorglichen Auszugs halben Anno 29 6. Jan.

6. 1. 1629 Kitzinger Bürger verlassen vorsorglich ihre Stadt vor den Würzburgern und flüchten sich hierher.

Anno 29 10. Jan. nimmt der Bischoff zu Würzburg die Kizinger in die Huldigung.

10. 1. 1629 Der Würzburger Bischoff zwingt Kitzingen ihm zu huldigen.

Aus der Chronik der Stadt Kitzingen
(von Dr. August Schmitt)

Stadtarchiv Kitzingen

Anno 1629 5. Febr., als ich mit Herrn Kummern Schuldheissen und Herrn Gevater nacher Seehaus zur gn. Frauen seligen Leichleg uff der Gutschen gefahren, gehet der Verschlag auf, und fall ich heraus und stehet mir (weil der Bauer nit hören will) das Rad schon am Schenkel, also, dass man das Zeichen etliche Wochen gesehen, und wann meine Beysitzer nicht allzumal dem Bauern zugeschrien und die Gäul noch einen Zug gethan hätten, so wär es um mein Bein geschehen gewesen. Gott sey Dank jezt und allzeit, der mich so gnädig geholfen.

5. 2. 1629 Als ich mit Herrn Bürgermeister Kummer und meinem Herrn Taufpaten nach Seehaus zur Beerdigung der gnädigen Frau von Seinsheim mit der Kutsche gefahren bin, ging der Verschlag auf und ich fiel heraus. Der Bauer hörte meine Rufe nicht. Das Rad drückte schon an meinen Schenkel. Noch etliche Wochen konnte man den Bluterguß sehen. Wenn meine Mitreisenden nicht dem Bauern zugeschrien, ja die Pferde noch einen Zug getan hätten, wäre es um mein Bein geschehen gewesen. Gott sei gedankt, jetzt und immerdar, Er, der mir so gnädig war.


Schloß Seehaus, Innenhof
Bild zum Vergrößern anklicken

5. Aug. liegt ein gross Kriegsvolk in der Nachbarschafft, Brait muß auch spendiren.

5. 8. 1629 Ein großes Heer liegt in der Nachbarschaft. Marktbreit muß ebenfalls Auslöse zahlen.

5. Sept. muss eine fast unsägliche Summa Fleisches unter andern von hier nach Einersheim dem Kriegsvolk verschaffet werden, 800 Pfund.

5. 9. 1629 Eine fast unglaubliche Menge Fleisch, 800 Pfund, müssen unter anderem von hier nach Einersheim dem Kriegsvolk gebracht werden.

21. Oct. Gröppleins oder Herrn Walchen vielmehr Bauer fällt sich zu todt.

21. 10. 1629 Gröpplein bzw. Herrn Walchens Bauer stürzt tödlich.

10. Nov. Simon Orts Hauss fällt ein.

10. 11. 1629 Das Haus des Simon Ort stürzt ein.

13. Dec. mein Eydam hat schrökklich Unglükk wegen seiner zu Kitzingen beym Loch untergegangenen Tonnen, da auch 4 Menschen ertrunken an unserem Marktag.

13. 12. 1629 Meinem Schwiegersohn ist ein schreckliches Unglück widerfahren. In Kitzingen beim Loch versanken seine Tonnen im Main, wo auch vier Menschen an unserem Markttag ertranken.

(Gemeinde Buchbrunn bei Kitzingen, Dolineneinbruch 1613. Der alte Name für die Kitzinger Straße lautete Lochgasse und erinnerte nach Auskunft von Frau Gabi Koch in Buchbrunn an dieses Ereignis. Wolfgang Döring  ergänzt: Nach einer schwer zu entziffernden Notiz in einem der Matrikel, vermutlich 1750 geschrieben, wurde das Loch, in dem ein ganzer Nußbaum verschwunden war, 1717 wieder verfüllt. Dazu waren 100 Fuhren Erde erforderlich.

In der M. Salomonis Codomanni Topographia Kitzingae de anno 1628 ergeben sich gemäß den Nachforschungen von Herrn Döring auch andere Möglichkeiten der Ortsbestimmung: 69. Arm von Main bis zu dem alten Loch, der alte Main genannt.70. Das neue tiefe Mainloch bei der Mainmühl und desselben Schluss oder Lochbaum  (Am Rande: Betrifft das alte Loch der erste Lochbaum ist anno 1492 gelegt. Der Zweite ist anno 1581 aus dem Ebracherwald anhero geführt und eingesenket worden. Kostet der Fahrlohn 15 Gulden ? 3 Pfund  11 Pfennig. Der Dritte ist anno 1623 im Forst gehauen und gelegt worden kostet I dies betrifft das jetzo gangbare Loch.) 71. Das Mühlwehr und alte Loch. Ist Baum und Grasnutzung darauf den Mühlherren.)

31. Dec. ein mächtig Volk fürüber gezogen und in nächsten Flekken umher einquartirt worden.

31. 12. 1629 Sehr viel Kriegsvolk zog vorüber und wurde in den nächsten umliegenden Orten einquartiert.

Im Dec. sind die Leute zu Brait dem Schönberger für 27 aussenständige Wochen Contribution 2080 Reichsthaler schuldig und sollens inner 8 Tagen auflegen.

Im Dezember 1629 schuldet Marktbreit dem Freiherrn von Schönburg für 27 Wochen 2080 Reichtaler Auflage und soll die Summe innerhalb 8 Tagen begleichen.

1630

4. Jan. 300 Mann gen Erlach im Durchzug einkommen und Quartier genommen, wie auch folgenden Tags zu Kaltensondheim 2 Scheuren abgebrannt und von Kriegsleuten verwahrloset.

4. 1 . 1630 300 Mann, die Richtung Erlach ziehen, beziehen hier Quartier. Am 5. 1. 1630 brennen zwei Scheunen in Kaltensondheim ab und der Ort wird von Kriegsleuten heimgesucht.

Anno 30 mitten im Januario, als ein Mann zu Kizingen zur Beständigkeit bey der reinen Lehre ermahnet wird von seinem guten Freund, ersticht er sich selbst, dass ihm die Därmer aushangen.

Im Januar 1630 wird ein Mann von seinem Freund ermahnt, dem Protestantismus treu zu bleiben. Er ersticht sich so, daß sein Darm heraushängt.

25. 26. Jan. siehet der Himmel um Essens Zeit zu Abends aus wie lauter Feuer mit sehr langen Spiesen, da die Spitzen blutig; es sind auch Geschoss abgangen, dass der Rauch davongangen. Den ersten Abend haben Ich und die Meinen solches auf dem Markt im Beyseyn eines sehr grossen Volks gesehen, ja, man hat diess Wunderzeichen fast überall in Europa gesehen, so viel mir aus dem Gerücht wisslich.

25. und 26. 1. 1630 Zur Abendessenszeit sieht der Himmel aus wie ein Feuer mit langen blutigen Spießen. Es gingen auch Geschosse ab, die Rauch entwickelten. Am 25. 1. 1630 haben ich und meine Familie dies auf dem Markt mit sehr vielen Zuschauern gesehen. Dieses Wunderzeichen war, wie man sagt, in fast ganz Europa zu sehen.

Pfarrer Bartholomäus Dietwar (1592-1670) im marktgräflichen Amte Kitzingen beschreibt
ebenfalls diese Himmelserscheinung.
Er sieht sie als "denkwürdiges Warnungsexempel" für Papisten.


Seite 1


Seite 2

Stadtarchiv Kitzingen

4. Febr. schrökklicher Wind, einem Erdbidmen gleich, dass, mein Bett und Hauss zittert und viel grosser Stein vom neuen Bau herabgefallen.

4. 2. 1630 Ein Sturmwind, wie bei einem Erbeben, tobt , daß mein Bett und Haus zittern und viele Steine vom Neubau herabfallen.

In diesem Monat viel Bücher zu Amberg vor dem Thor verbrannt worden.

Im Februar 1630 gab es in Amberg viele Bücherverbrennungen (im Zug der Gegenreformation).

25. Febr. wieder so schrökklicher Wind, dass mein Bett zittert. Diese Nacht der Postlerin zu Erlach ihr Hauswirth, Dorst genannt, als er von Sulzfeld ausgangen, uff Segnitzer Markung todt gefunden, und folgenden Tags ehrlich zu Segnitz begraben worden, ich ihm auch das Geleit geben.

Am 25. 2 . 1630 herrscht wieder heftiger Sturm, daß mein Bett zittert. In dieser Nacht ist der Hauswirt namens Dorst unserer Postfrau in Erlach, nachdem er von Sulzfeld aufgebrochen war, in der Segnitzer Gemarkung tot aufgefunden worden und am folgenden Tage ordentlich in Segnitz begraben worden. Ich habe ihn auch auf seinem letzten Weg begleitet.

In Martio ein Mühlstein 3 Hoheimer Bürger und Mamelukken, als sie bey einem benachbarten Priore Korn ausgebracht, erschlagen.

Pfarrer Bartholomäus Dietwar (1592-1670) im marktgräflichen Amte Kitzingen wird deutlicher und malt die 'Gottesstrafe' aus..


Seite 1


Seite 2

Stadtarchiv Kitzingen

Im März 1630 hat ein Mühlstein drei Hoheimer Bürger, die zum Katholizismus übergetreten waren, erschlagen, als sie bei einem benachbarten Klostervorsteher das Korn mahlen ließen.

Im Aprilis Anfang oder 6. desselbigen 2 mal erfahren, wie Caspar Meisters Tochter zu Kizingen die Hostien aus dem Mund und in der Kirchen umherflogen. Item ist fürgeben worden, wie dass Gleissmüllers, des Mamelukken Tochter, als sie beichten wollen, ganz erstummt und beym Priester kein Wort machen können.

6. 4. 1630 Anfang April habe ich zweimal davon gehört, daß der Tochter Caspar Meisters aus Kitzingen die Hostien aus dem Mund in die Kirche umherflogen. Ebenso ist verbürgt, daß die Tochter Gleissmüllers, des Mamelukken (s. o.) bei der Beichte völlig stumm war und dem Priester gegenüber kein Wort herausbrachte.

20. Maji alt Organist thut mir grosse Unbilligkeit, da er ein Mamelukk worden.

20. 5. 1630 Mein alter Organist fügt mir großen Unbill zu, weil er zum Katholizismus übergetreten ist.

('Mamelukk' steht abwertend für Konvertiten; die Reihung der Negativbeispiele oben (März 1630) spricht für diese Deutung. Ny)

28. Mai endlich erfahren, wie Herr Pfarrer, mein Collega, den Pfarrer M. Cranz zu einem Successore bey seinem Leben bestellet, um halb Geld, solt von Petri Anno 31 angehen.

28. 5. 1630 Ich habe nun erfahren, daß mein Kollege den Pfarrer M. Cranz (Grabstele mit seinem Bildnis auf dem Friedhof von Marktbreit) zu einem Nachfolger ab Petri. 1631 auf Lebenszeit bestellt wird. Sein Gehalt beträgt 50%.

13. Jun. erfahren, wie der lang ausgewesene Marggräfische Marschall von Stauff, als er von der Reise heimkommen, folgenden Tags von einer Büchsen ist so jämmerlich ums Leben kommen und das Kind auch bald eingebüsset hatte, so vorhin lang krank gelegen. Pulver scherzet nit.

13. 6. 1630 Ich habe ich erfahren, daß der lange in der Fremde gewesene markgräfliche Marschall von Stauff nach der Heimkehr am folgenden Tag elendig durch einen Gewehrschuß ums Leben kam. Sein lange Zeit krank liegendes Kind starb auch bald dahin. Ja, mit Pulver ist nicht zu scherzen!

Dem Schulheissen Kummer ist im Jul. ein Onspacher Mandat hier und zu Obernbreit öffentlich angeschlagen worden wegen seines vor diesem beschehenen Mords.

Im Juli 1630 wird der Mörder von Bürgermeister Kummer in Marktbreit und Obernbreit auf Ansbacher Betreiben hin steckbrieflich gesucht.

29. Sept. zu Sommerhausen der Kaysserliche Commissarius etliche Limpurgische Unterthanen ihm hulden lassen.

29. 7. 1630 Der kaiserliche Beauftragte hat viele Limpurgische Untertanen in Sommerhausen gezwungen, ihm zu huldigen.

In diesem Monat, wie auch zuvor im Augusto an vielen Orten Schwefel geregnet, sonderlich um Windsheim, Gunzenhaussen, Augsburg etc., mein älteste Schwester hat etwas davon selbst gesehen.

Im Juli 1630 wie auch zuvor im August 1630 regnete es Schwefel, besonders bei Windsheim, Gunzenhausen, Augsburg und vielen anderen Orten. Meine älteste Schwester hat es mit eigenen Augen gesehen.

23. Oct. wird ein Pfinnig Schwein, so die Mezger uff die Kirben aushauen wollen, und sehr theuer gekaufft hatten, über des Sailers Laden mit einem Stroh-Cränzlein zu Brait gehänget und muss untern Himmel das feiste Schwein's Pfund um 3. Kr. verkaufft werden.

23. 10. 1630 Ein Schwein vom Pfinnig (?), welches die Metzger sehr teuer eingekauft hatten, um es auf der Kirchweih auszuschlachten, wird mit einem Strohkränzlein überm Seilerladen ausgehängt. Ein Pfund fettes Schweinefleisch muß für 3 Kreuzer verkauft werden.

1631

Anno 1631 3. Jan. läst Bischoff zu Würzburg die Pfarr Northeim und Crassolzheim abkünden, will sie mit Päbstischen Pfaffen besezen. Deretwegen gn. Herrschafft mir zugeschrieben um Bericht. Ja! es hat der Bischoff auch Sugenheim und Ezelheim sammt den Benachbarten angesprochen.

3. 1. 1631 Der Würzburger Bischof beansprucht die Pfarreien Nordheim und Krassolzheim und will katholische Geistliche einsetzen. Die gnädige Herrschaft von Seinsheim hat mich um einen Bericht angeschrieben. Ja, der Bischof spricht auch von Sugenheim, Ezelheim und den benachbarten Pfarreien!


Ezelheim in Mittelfranken

5. Febr. ein mächtiger Schrack in unserem Flekken bey Nacht.

5. 2. 1631 In der Nacht gab es einen mächtigen Knall im Ort.

5. Maji frühe um 3 Uhr Magel gehalten worden, dass die Bürger sollen 100 Thaler herschiessen, dass mans gegen Weickersheim dem Grafen liefere.

5. 5. 1631 Um 3 Uhr morgens wurde im Rat diskutiert, daß die Bürger 100 Taler aufbringen sollen, um sie dem Grafen nach Weikersheim zu schicken. ('Magel' für 'Makeln', d.h. Geldgeschäfte verrichten.)

Im Anfang Maji ein Evangelischer Jüngling zu Frikkenhausen im Main ertrunken.

Anfang Mai 1631 ertrank ein evangelischer junger Mann bei Frickenhausen im Main.

10. Jun. hier gemustert, Ausschuss gemacht.

10. 6. 1631 Musterung in Marktbreit. Auch ein Ausschuß (Bürgerwehr) wurde gebildet.

17. diess bewehrt, auch Bürger geschrieben worden. Maur zu Würzburg hat Blut geschwitzt.

17. 6. 1631 Bewaffnung. Es wurden die Bürger angeschrieben. Die Würzburger Mauer hat Blut ausgeschwitzt.

2. Jul. in der Nacht dess Capuciners Scheiterhauff zu Kizingen, so bey 200 Reiff gewesen soll seyn, verbrannt worden, wie auch den Ochsenfurthern mit ihren Britter Hauf dergleichen begegnet und Epstein, der ungefehr auf hergangen, wär bald zu kurz kommen.

2. 7. 1631 In der Nacht verbrannte der Scheiterstapel des Kapuzinerklosters in Kitzingen. Etwa 200 Bund Brennholz sollen es gewesen sein.. Dasselbe passierte den Ochsenfurtern mit ihrem Bretterhaufen und Epstein, der zufällig hinfuhr, wäre fast zu kurz gekommen.

10. Jul. erfahren, wie die Herrschafft Sainssheim zu Kizingen alle Monat 168 fl. zu Erhaltung Religions- und Profan-Friedens geben soll und das 72 Monat treiben, 1.5 Jahr, da will der Kysser Versicherung thun. Da haben die Fürsten und Städt eines Theils abgedankt ihre habenden Volk und sich aus dem Leipziger Schluss begeben zu ihrem merklichen Schaden.

10. 7. 1631 Ich erfuhr, daß meine Herrschaft Seinsheim in Kitzingen 72 Monate lang pro Monat 168 Gulden zum Erhalt des Religions- und weltlichen Friedens geben soll. Eineinhalb Jahre will der Kaiser Frieden zusichern. Da haben die Fürsten und Städte zum Teil ihre Leute aufgegeben (?) und zu ihrem merklichen Schaden den Leipziger Schluß verlassen.

Um den 20. Jul. schrökkliche Rauberey und Morderey von den Soldaten verübt, mein Vetter, Wolf Jung, hesslich und fast auf den Todt verwundt.

20. 7. 1631 Soldaten raubten und mordeten gar schrecklich. Mein Vetter, Wolfgang Jung wurde schwer und beinahe tödlich verwundet.

Wolfgang Jung, geb. 31 MAR 1518 Feuchtwangen, Württemberg, gest. am 21.12.1575 in Feuchtwangen; Protestant, Studien in Heidelberg and Wittenberg, 1536 Praezeptor. Ansbachischer Rat. Quellen: AL Hoelderlin 462/463; AL Schweizer nennt als Heiratsort: Dinkelsbuehl; G. Schweizer, G. Todt.

Seine Studien hat Wolfgang Jung in Wittemberg zum Abschluss gebracht; die Matrikel der dortigen Universitaet nennt ihn unter dem 19. März 1541 als Wolfgang Jung de Feuchtwang. Aus dieser Ehe weist das Taufbuch in den Jahren 1546-1567 auf die Geburt von 5 Söhnen und 6 Töchtern. Jung ist der letzte Dekan des im Jahr 1563 aufgehobenen Feuchtwanger Stiftes, er lebte dann bis 1575 als Pfründer. Quelle: Ahnenforschung Hoelderlins;Ny

In dieser 20. Jul. Nacht hat man die Gampertsmühl wollen plündern. Grosse Durchzüg in der Nachbarschafft gesehen worden kaysserlichen Volks, sind Edel und Unedel dieser Tagen viel beraubet, abgesezt, geschossen, vom Rotemburg bis hieher. NB. Hat niemand getrauet, nur von Michelfeld hieher zu gehen uff eine Meil.

20. 7. 1631 Nachts wollte man die Gampertsmühle plündern. In der Umgebung finden große Durchzüge des kaiserlichen Volks statt. Adelige wie Gemeine wurden dieser Tage von Rothenburg bis hierher viel beraubt, abgesetzt und erschossen. PS: Es hat sich keiner mehr getraut, die eine Meile von Michelfeld nach Marktbreit zu gehen.

Den 26. Jul. ist sehr herein geflehnt worden. Sollen 10 000 Kaysserliche in der Nachbarschafft durchkommen.

26. 7. 1631 Viele flüchten sich in die Stadt. Es sollen 10 000 kaiserliche Soldaten in der Nähe durchziehen.

Den 27. und 28. Jun. schrökklicher Jammer wegen durchziehenden kaysserlichen Volks, viel viel tausend Raisige und Fussvolk hiedurch kommen. Seuberleins Lorenz geplündert, Osswaldin auch sehr, um etliche Thaler geschätzt. Zu Ainheim die Kirchen uffgebrochen, alles den Leuten genommen, dass sie nichts weiter haben, denn wie sie gehen und stehen. Die Zapfen aus den Fässern gezogen, viel in die Erde lauffen lassen, das Korn in Fahrweg gestreut, druff gangen. Zu Pfalenheim 20 Häusser und die Kirchen abgebrannt, zu Gnodstatt auch sehr geschandhöfelt, das Rathhauss uffgeschlagen, ihre Briefe und Sachen alle zerissen, den Wirth gefangen mitgeführt. Den Appelleins Hanse hier mit einem Strikk an Halss geworfen und mit geführt, auch andere mehr. Haben in der Bulleiten auch geplündert. Seuberleins Kuh ist auf der Markung entrissen und wiederkommen.

27. und 28. 6. 1631 Es herrscht entsetzlicher Jammer wegen des durchziehenden kaiserlichen Volkes, abertausende Reiter und Fußvolk ziehen durch. Bei Lorenz Seuberlein wird geplündert, auch ganz arg bei Osswaldin, auf etliche Taler wird der Verlust geschätzt. In Ainheim wird die Kirche aufgebrochen und den Leuten wird alles genommen. Ihnen bleibt nur das nackte Leben. Die Zapfen wurden aus den Fässern gezogen. Man goß das meiste auf den Boden. Das Korn wurde auf den Fahrweg gestreut und darüber gegangen. In Pfalenheim brannten 20 Haüser und die Kirche ab. Gnodstadt wurde auch sehr verwüstet, das Rathaus aufgeschlagen, alle Briefe und Sachen zerrissen, und der Wirt gefangen mitgenommen. Mit einem Strick um den Hals wurde auch Hans Appellein und andere von hier weggeführt. Auch die Bullenleite wurde geplündert. Seuberleins Kuh konnte ausreißen und ist wieder zurückgekommen.

31. Jul. wieder 2 Compagnien Fussvolk durchkommen.

31. 7. 1631 Wieder ziehen zwei Kompanien Fußvolk durch.

21. Aug. grosse Gefahr wegen Plünderns allhier. Herr Schuldheiss und Held wolten, ich solt die Predigt einstellen, ist aber doch gehalten und desto kürzer durchgangen worden.

21. 8. 1631 Wieder herrscht hier große Gefahr wegen Plünderungen. Herr Schuldheiss und Held wollten, daß ich nicht predige. Ich habe dennoch eine Predigt gehalten, die recht kurz war.

28. diess ein großer Durchzug und Schrekken des Volks, doch M. Blechschmid in seiner Probpredigt immer fortgefahren, obgleich die Leute sehr aus und eingeloffen.

28. 8. 1631 Zum Schrecken des Volkes gab es einen großen Heeresdurchzug. M. Blechschmid unterbrach seine Antrittspredigt nicht, obwohl die Leute ständig aus der Kirche raus- und reinliefen.

29. Aug. M. Friessen Weib klagt, wie es alles zu Gnotstatt so voll Volks lieg, auch ihr Herr so krank und betrübt sey.

29. 8. 1631 Die Frau von Pfarrer Leonhard Fries (Pfarrer in Gnodstadt 1618-1633), klagt, daß ganz Gnodstadt voller Kriegvolk liege. Ihr Herr sei sehr krank und voller Sorgen.

9. Sept. quartirt man wieder 50 Fussgänger ein. Sehr viel Volks, ja viel 1000 hie und durch Ochsenfurth durchkommen dieser Tagen, wie auch den 14. zu Ippesheim viel durchmarchirt.

9. 9. 1631 Wieder werden 50 Mann Fußvolk einquartiert. Sehr viel Kriegsvolk, viele Tausende sind hier und durch Ochsenfurt dieser Tage durchgezogen. Am 14. 9. 1631 sind auch viele durch Ippesheim marschiert.

11. Sept. hab ich einen ausgerissenen und wiederbekommenen Soldaten, so ein Würtenberger und schon etwas alt, das h. Abendmahl unter freyem Himmel beym Main vor einer ganzen Compagnia und ihrem Obersten geben; der sich an diesem Tag hat zu Sickershausen müssen hangen lassen an einen Baum; dem armen Weib, so einen Fussfall gethan, sind etliche Thaler worden. Mir hat der Oberst einen Thaler verehrt, hab ihn aber dem Caplan halb geben aus gutem Willen.

11. 9. 1631 Ich habe einem desertierten und wieder eingefangenen Soldaten, ein schon älterer Mann aus Württemberg, das Heilige Abendmahl unter freiem Himmel am Main vor einer ganzen Kompanie und deren Obersten gereicht. Am selben Tag wurde er in Sickershausen an einem Baum aufgehängt. Der armen Frau, die einen Fußfall tat, wurden viele Taler gespendet. Der Oberst verehrte mir auch einen Taler, ich habe jedoch dem Kaplan einen halben Taler abgegeben, um meinen guten Willen zu zeigen.

28. Oct. Anno 31 betrübte Zeit der Landsknechten halben. Gnodstatt geplündert.

28. 10. 1631 Traurige Zeiten wegen der Landsknechte. Gnodstadt wurde geplündert.

5. Nov. dem M. Friesen die Schuh von Füssen durch einen Trossen nahe bey unserm Marktbreit ausgezogen worden.

5. 11 . 1631 Ein Troßknecht hat Pfarrer Leonhard Fries nahe bei unserem Marktbreit die Schuhe von den Füßen gezogen.

17. Dec. Wildsburg, die Vestung von den Kaysserlichen einbekommen worden.

17. 12. 1631 Die Festung Wildsburg im Bezirksamt Weissenburg wurde von den Kaiserlichen eingenommen.

21. Dec. des Schuldheissen von Märtensheim Sohn zu Segnitz erstochen, hie besungen neben einer Predigt.

21. 12. 1631 Der Sohn des Ortsvorstehers von Märtensheim wurde in Segnitz erstochen. Er wurde neben einer Predigt hier im Ort besungen.

1632

Anno 1632 Rotenburg an der Tauber leidet grosse Noth um den Obersten, ja bald gar über. Dies Jahr kein Pfahl ins Land zu Franken geführet worden.

1632 Rothenburg ob der Tauber leidet wegen dem Obersten (Andreas Freiherr von Kochtický, d. Jüngere, (1632), schwedischer Oberst, später Legationsrat in Schlesien) große, wenn nicht gar schreckliche Not. In diesem Jahr ist kein einziger Baumstamm nach Franken gelangt.

Im Febr. grosse Armuthey im Holz, dass der Bekken-Paul nit bakken kan, man geb ihm denn Holz. Nichts denn lauter Jammer und Plünderns allenthalben gehöret. Markgraf Hanss-Georg liegt hie mit vielen Reutern, doch Martii wieder abgezogen; dagegen böse traurige Zeitung, weil der Tilli Hassfurth einbekommen. Viel Einquartierungen Königs in Schweden vorgangen.

Im Februar 1632 Es herrscht ein solcher Holzmangel, daß der Bäcker Paul nicht backen kann, wenn man kein Holz mitbringt. Man hört nur allseits lauten Jammer wegen Plünderungen. Markgraf Hans-Georg liegt im Ort mit vielen Reitern, doch zog er im März wieder ab. Jedoch gibt es böse und traurige Nachrichten: Tilly hat Haßfurth eingenommen. Es gab zuvor viele Einquartierungen des schwedischen Königs.

19. Mart. in die 8000 Schwedisch Kriegsvolk über Nacht hie gelegen, alle Häusser voll. Kann mich auch mein gn. Herr nit befreyen in meinem eigenen Hauss, (Herr Major gab mir allen guten Bescheid), hab etliche Soldaten und Huren drinnen liegend gehalten, beygesteuert, auch meine Pfarrstuben voller Hiesiger und Gnodstatter heute gehabt, sonderlich Gevatter Pfandharts Töchter und des alten Pfarrer Tochter. Mein eigener Keller ist mir aufgebrochen, aber allein der Trinkwein herausgelassen, der Ofen auch eingeschlagen.

19. 3. 1632 Um die 8000 Mann schwedisches Kriegsvolk lagen die Nacht über hier. Alle Häuser waren voll. Mein gnädiger Herr kann keine Ausnahme für mich und mein Haus bewirken. (Der schwedische Herr Major hatte sie mir zunächst noch zugesichert). Ich hatte viele Soldaten und Huren im Haus mitverpflegt. Auch meine Pfarrstube war voller Einheimischer und Gnodstädter, so auch die Töchter meines Taufzeugen Pfandhart und die Tochter des alten Pfarrers. Mein Keller wurde aufgebrochen, aber nur der Trinkwein herausgelassen. Der Ofen wurde auch eingeschlagen.

28. Mart. Hanss Thomas Seyfert Abends um 8 Uhr zwischen Eubelstatt und Wintershausen im Main ertrunken, XI. April gefunden und her gebracht worden.

28. 3. 1632 Abends um 8 Uhr ertrank Hans Thomas Seyfert zwischen Eubelstadt und Wintershausen im Main. Er wurde am 11. 4. 1632 gefunden und hierher gebracht.

3. April. Landsknecht oder Fussvolk zeucht mit Hauffen herein und wird einquartirt, 18. diess wieder hinweg.

3. 4. 1632 Landsknechte und Fußvolk zieht in Haufen herein und wird einquartiert. Am 18. 4. 1632 ziehen sie wieder ab.

XI. Jul. unsere Bürger uff die Partey geritten. Speckfeld ist von Kaysserlichen einbekommen und geplündert.


Schloß Speckfeld der Schenken von Limpurg bei Markt Einersheim in Mittelfranken

11. 7. 1632 Unsere Bürger ritten in den Kampf. Speckfeld wurde von den Kaiserlichen eingenommen und geplündert.

20. Jul. 1632 die Bürgerschaft allhier zu Markbrait den ganzen Tag in der Rüstung gestanden um scheinlicher Gefahr von den Kaysserlichen willen.

20. 7. 1632 Die Bürger von Marktbreit standen den ganzen Tag in ihrer Rüstung Wache, denn mögliche Gefahr drohte von den Kaiserlichen.

6. Aug. gilt ein Dreyling Salz 3 Bazen.

6. 8. 1632 Ein Dreiling Salz kostet 3 Batzen.

Den 3. und 4. Sept. grosse Gefahr hie wegen besorglichen Plünderns.

3. und 4. 9. 1632 Große Gefahr hier wegen befürchteter Plünderungen.

4. Sept. einer hie erschossen worden, doch nit der rechtschuldige, der unter die Bürger geschossen, weilen ihm und seinem Gesellen nit Quartier geben worden.

4. 9. 1632 Eine Person wurde im Ort erschossen. Es war jedoch nicht der Schuldige, der auf die Bürger geschossen hatte, weil sie ihm und seinem Gesellen kein Quartier geben wollten.

XI. diess haben 40 Soldaten hereingewolt, Quartier zu machen, und sind wir Kirchen- und Schuldiener bey der Leich gejaget worden.

11. 9. 1632 40 Soldaten wollten in den Ort. Wir Geistlichen und die Schuldiener wurden schier zu Tode gehetzt.

Mitten im Oct. wieder grosse Gefahr wegen Durchzüg.

Mitte Oktober 1632 wieder große Gefahr wegen Truppendurchzügen.

NB. 21. Oct. hat ein Soldat Claussen Schäffers Sohn geschossen ohn Ursach von dem Ohr zum Mund heraus, dass der Kiefer und Kihnzähn weg.

21. 10. 1632 Nebenbemerkung: Ein Soldat hat ohne Grund auf den Sohn des Klaus Schäfer geschossen. Die Kugel ging durch das Ohr zum Mund heraus. Kiefer und Unterkieferzähne sind weg.

24. Oct. haben 300 Tragoner hereingewollt und der Oberst eine grosse Summam Gelds gefordert, aber Gott Lob nichts draus worden.

24. 10. 1632 300 Dragoner wollten in den Ort und deren Oberst forderte eine große Geldsumme. Gottlob ist nichts daraus geworden.

5. Nov. unser Ausschuss gen Kizingen gemüst.

5. 11. 1632 Unser Ausschuß mußte nach Kitzingen.

1. Dec. Hanss Weih sich selbst entleibt, den folgenden Morgen, nach der vernünfftigen Communion, die Ammefrau ihn gesegnet, das dann so wol geholfen, dass er sich selber am heimlichen Ort verletzt und einen Zeugen herausgeschnitten, so uff die Gasse geworfen; darüber gn. Herrschafft meinen Bericht begehrt.

1. 12. 1632 Hans Weh hat sich umgebracht. Nach dem ordentlichen Abendmahl hat ihn die Amme am nächsten Morgen gesegnet. Das wird wohl bewirkt haben, daß er sich sein Geschlechtsteil abschnitt und auf die Gasse warf. Darüber hat die gnädige Herrschaft meinen Bericht angefordert.

1633

Anno 1633 1. Jan. gen Segniz und in die benachbarte Oerter Soldaten gelegt.

1. 1. 1633 Richtung Segniz und in die benachbarten Ortschaften wurden Soldaten einquartiert.

8. diess unser Ausschuss fortgemüst; wer aber davon will ledig seyn, muss einen stellen und jeden Tage deme 6 Bazen geben.

8. 1. 1633 Unsere Bürgerwehr muß fort. Wer sich vom Dienst befreien lassen will, muß einen Ersatzmann stellen und ihm 6 Bazen pro Tag geben.

10. Jan. Anno 1633 ist ein Reuter, so hie getrunken, darauf im Steinweg erschossen und folgenden Tags begraben worden.

10. 1. 1633 Ein Reiter, der hier getrunken hatte, wurde auf dem Steinweg erschossen und am folgenden Tag begraben.

15. 19. und 20. Jan. schrökklich Gewässer.

15.,19. und 20. 1. 1633 gab es große Überschwemmungen.

24 Febr. mein Sohn Lorenz greulich zerschlagen worden von Caspar Hofmann, Fischer.

24. 2. 1632 Mein Sohn wurde vom Fischer Caspar Hofmann übelst zugerichtet.

Anno 1633 31. Jul. Decret wegen der Contribution uns Geistlichen eingehändiget, so uns aber lezlich erlassen worden.

31. 7. 1633 Ein Beschluß zur Besteuerung von Geistlichen wurde uns ausgehändigt. Sie wurde uns jedoch letztlich erlassen.

7. Aug. in die 50 Soldaten hie in Wirths-Häussern gelegen.

7. 8. 1633 An die die 50 Soldaten liegen hier in den Wirtshäusern.

14. diess grosse Gefahr wegen der 400 Tragoner, so zu Obernbreit einquartirt. In dieser vergangenen Nacht hat man die Heertrummel geschlagen, dass die Bürger zusammenkämen, auch mit den Kirchenläuten etwas verzogen worden.

14. 8. 1633 Große Gefahr droht von den 400 Dragonern, die in Obernbreit einquartiert sind. In der vergangenen Nacht hat man die Heerestrommel geschlagen, um die Bürgerwehr zusammenzurufen. Die Kirchenglocken wurde auch erst etwas später geläutet.

15. Aug., da ist der deutschen Amman Tochter öffentlich zur Huren gemacht und mir Steinen ausgeworfen zu Obernbreit und hierdurch, mit Weiden gepeitschet, ins Wasser gesprenget und ist ganz nakkend in der Bulleiten zum ärgerlichen Spectacul, unwissend der Geistlichen, gesessen.

15. 8. 1633 Die Tochter der deutschen Amman wurde öffentlich als Hure angeprangert und in Obernbreit mit Steinen beworfen. Sie wurde durch den Ort mit Weidenzweigen gepeitscht und ins Wasser geworfen. Sie saß dann völlig nackt in der Bullenleite zum ärgerlichen Spektakel und ohne Wissen der Geistlichen.

1. Sept. wär ich bald erwergt an einem Beinlein, mir auch 6. diess ein Grät im Halss bestekket.

1. 9. 1633 Ich hätte mich fast an einem Knöchlein erwürgt. Auch am 6. 9. 1633 bleibt mir eine Gräte im Hals stecken.

Im Sept. vom 16. bis uff den 21. kein Pfennig im Hauss gehabt.

16. 9. bis 21. 9. 1633 Keinen Pfennig habe ich mehr im Haus.

3. Sept. Decret der Viertelmeister wegen etlicher Accidentien.

3. 9. 1633 Beschluß der Viertelmeister wegen vieler Nebeneinnahmen.

11. Oct. grosser Jammer in der Nachbarschafft und der durchziehenden Soldaten willen und ist viel zu mir geflöhnt worden im Pfarrhof. Ist auch eine Compagnie hie gelegen und Bagagewägen einquartirt worden.

11. 10. 1633 Wegen durchziehender Soldaten herrscht große Not in der Nachbarschaft. Viele haben sich zu mir in den Pfarrhof geflüchtet. Auch eine Kompanie mit Packwägen sind einquartiert worden.

22. Oct. in der folgenden Nacht in 500 Reuter von Forchheim einen Anschlag auf unter Brait gehabt, so aber kund worden und einen Auflauff in der Nacht verursachet hat.

22. 10. 1633 In der darauf folgenden Nacht versuchten 500 Forchheimer Reiter einen Anschlag auf Unterbreit. Das wurde aber bemerkt und hatte einen Auflauf der Bürger nachts zur Folge.

Im Nov. der Goldarbeiterin Mann entloffen und seither nicht mehr gesehen worden.

im November 1633 ist der Mann der Goldarbeiterin davongelaufen und wurde seither nicht mehr gesehen.

19. Dec. hat mein Collega M. Cranz auch mit mir von der Predigt privatim geredt zuvor, als wenn ich uff ihn gepredigt hätte.

19. 12. 1633 Mein Kollege M. Cranz hat eine private Aussprache mit mir über die Predigt. Er glaubt, ich hätte gegen ihn gepredigt.

28. Dec. der Herr Doctor Egerer uff Anstifften meines Collegae mit mir und ihm von gnädiger Herschafft wegen geredet wegen einer Predigt und der Halbirung der Accidentien in Wochen, ist aber nichts daraus worden damals.

28. 12. 1633 Auf Anstiften meines Kollegen M. Cranz hat Herr Dr. Egerer mit mir und meinem Kollegen auf Wunsch der gnädigen Herrschaft über eine meiner Predigten und die wöchentliche Halbierung der Nebeneinkünfte gesprochen. Es hat sich aber nichts daraus ergeben.


Bild zum Vergrößern anklicken

1634

...selbst in Gottsacker Zum grab, dieweil nicht leut zu bekommen waren in dem großen jammerweg, sorglich der Kaiserischen halben einfalles und der grassierenden pest.

9. 9. 1634 (Die Frau Sebastian Österreichers aus Gnodstadt trug ihr Kind Barbara) ...selber zum Grab, da bei all dem Elend, vor allem wegen dem Einfall der Kaiserlichen und der grassierenden Pest keine Träger zu bekommen waren.

Den 10. Septbr. ist diser gantze löbliche Fleck von Piccolominischen vnd Kayserlichen Volck ausgeplündert vnd da keines Menschen, keines bürgerlichen und geistlichen verschont, alle Kelch weggeraubt, vnd ist ein Jammer gewesen, den Ich nicht aussprechen kann, noch beschreiben, als der Ich neben meinem H. Collega nit allein gar ausspoliirt, geschlagen und gestochen worden, sondern mich auch im hew fast ohne respiration, tag vnd nacht halten müssen in vicinis aedibus. Darumb ist disen 10. Septbr. kein leich bestattet worden, sondern haben die Verstorbenen erst den folgenden Tag begraben werden müssen.

10. 9. 1634 Dieser ganze löbliche Ort ist von piccolominischem und kaiserlichem Volk ausgeplündert worden. Es gibt keinen, weder Bürger noch Geistliche, die verschont wurden. Alle Kelche sind geraubt worden und es herrscht ein solches Elend, daß ich es nicht aussprechen oder gar beschreiben vermag. Mit meinem Amtskollegen wurde ich nicht nur ausgeraubt, geschlagen und gestochen, sondern mußte mich fast ohne atmen zu können, Tag und Nacht im Heu in Nachbargebäuden verstecken. Deshalb wurde an diesem 10. September auch kein Toter bestattet, sondern die Verstorbenen konnten erst am folgenden Tag begraben werden.

Es sind diser Zeit viler armen Leut kinder, so mir nicht angezeigt worden, mit todt abgangen vnd theils von ihren Eltern selbst hinausgetragen und begraben werden. Hans nit alles erfaren können, vber allem angewandten fleis.

11. bis 17. 9. 1634 Es sind in dieser Septemberwoche viele Kinder armer Leute gestorben und ohne Meldung an mich von den Eltern selber zum Friedhof gebracht und begraben worden. Ich habe trotz aller Bemühungen nicht alles erfahren können.

Und gleich am achten Tag hernach, 17. Septbr. sind wieder der Mars hindurchgegangen, noch einmal guten theils spoliirt vnd verborgen gelegen, in höchster gefahr, ist auch am selben Tag niemand begraben, wiewol viel mit Tod abgangen. Von dem Rathauß, darinenn vmb des großen concurs willen vil Menschen an obgedachten tag wurden auch an die ailf Leichen heraußgetragen.

17. 9. 1634 Und gleich acht Tage später, am 17. September, zog wieder Kriegsgott Mars hindurch. Noch einmal wurde ich ausgeraubt und habe mich in höchster Gefahr versteckt gehalten. Auch an diesem Tage wurde niemand begraben, obwohl es viele Tote gab. Aus dem Rathaus, in dem am besagten Tag viele Menschen zusammengelaufen waren, wurden auch elf Leichen herausgetragen.


Haupteingang zum Friedhof
Bild zum Vergrößern anklicken




Nachtrag durch Wolfgang Ammons Sohn

Starben an der Plag samt dem Vatter Herrn Wolfgang Ammonio im Oct. 1634, als sie zuvor großen Schrecken eingenommen, bey einfallender kayserlicher Armee, da der Flekk ausgeplündert, viel Leut umkommen, Herr Wolfg. Ammonius mit Streichen übel tractirt, dass er die blauen Flecken mit sich ins Grab gebracht.

Die Tochter, deren Kind und der Vater Herr Wolfgang Ammon starben im Oktober 1634, als Marktbreit zuvor durch die kaiserliche Armee unter schrecklichen Umständen eingenommen und ausgeplündert wurde, wobei viele Leute umkamen. Herr Wolfgang Ammon würde so übel zerschlagen, daß er die blauen Flecken mit ins Grab nahm.


Bild zum Vergrößern anklicken

Folgende Leichenpredigt wurde von Pfarrer Wolfgang Ammon zu Lebzeiten verfaßt

Summa Vitae Wolfgangi Ammonii Junioris animarum, quae Christo in Marcktbrait colliguntur, olim pastoris.

Das ganze Leben Wolfgang Ammons des Jüngeren, welches in Christo in Marktbreit beschlossen wurde, einstiger Pfarrer.


Vorfahren von Wolfgang Ammon
seitens der Mutter. Die Großmutter Sara ist die Tochter des Reformators von Neippeg und Dinkelsbühl Bernhard Wurzelmann

Er ist geborn zu Dinkelsbühel in der Reichsstat 7. Jan. Anno 1572 um 2 Hor in der Nacht. Sein Vatter war Herr M. Wolfg. Am-monius, Helfer oder Caplan daselbst, welcher darnach Anno 1579 hier Pfarrer worden und Anno 89 Todtes verfahren 26.Jan.

Er wurde am 7. 1. 1572 um 2 Uhr morgens in der Reichsstadt Dinkelsbühl geboren. Sein Vater war Herr Wolfgang Ammon der Ältere, der dort zur Aushilfe und Kaplan war und 1579 Pfarrer von Marktbreit wurde und hier am 26. 1. 1589 verstarb.

Die Mutter, Frl. Maria, Herrn M. Wolfg. Jungens, des Evangel. oder Reformirten Stiffts zu Feuchtwangen letzten Decani, Tochter. Ist den 8. Jan. dess obgedachten 72. Jahrs getaufft worden von Wolfgangus, nach dem Vatter und Ahnherrn genennt, denn der Gevatter, Herr Veit Renner, ein Kichenpfleger, solchen Nahmen nicht gehabt. Wolfgang heist, nach Herrn Lutheri Meinung, einer, der den Leuten zu Hülf gang oder komme.

Die Mutter Maria war die Tochter des letzten Dekans des evangelischen oder reformierten Stifts in Feuchtwangen Herrn Wolfgang Jung. Er ist am 8. 1. 1572 von seinem Großvater Wolfgang Jung getauft worden und wurde nach dem Vater und Ahnherrn benannt.

Der Taufpate, Herr Veit Renner, ein Kirchenpfleger, hatte keinen solchen Taufnamen. 'Wolfgang' bedeutet nach Herrn Martin Luther, 'einer, der den Menschen hilft oder zu ihnen kommt'.

Als er reden gelernt (welches langsam hergangen und bey Anrührung eines schnappenden Fisches im Schrekken erstlich herausgestossen, wie die Eltern berichtet) ist er in die deutsche Schul zu Dinkelsbühel geschikket worden, und folgends in die lateinische päpstliche Schul daselbst, weil kein andere vorhanden. Doch dass er nit mit den andern zur Mess und zum Tagampt gieng. Weil man ihn aber in ihre Kirchen gelokket und Kerzen zu tragen geben etc., auch Weck zu Lohn, als hat der Vatter recht verstanden und diess Söhnlein, damit es nicht von Papisten verführet würde, gen Feuchtwang in die Schul gethan und der Anfrauen Kost genießen lassen.

Als er reden konnte, (was nur mühsam vonstatten ging und wie die Eltern berichteten, erst nachdem er einen nach Luft schnappenden Fisch berührte, stieß er vor Schreck die ersten Laute aus) wurde er auf die deutsche Schule in Dinkelsbühl geschickt. Darauf folgte die lateinische katholische Schule im Ort, weil keine andere Möglichkeit bestand. Jedoch ging er mit den Mitschülern nicht zur Messe und Abendmahl. Weil man ihn jedoch in ihre Kirche locken wollte, Kerzen tragen ließ und Brötchen als Lohn gab usw., hat der Vater die Gefahr erkannt und sein Söhnchen, damit es nicht von den Katholiken verführt würde, in die Schule nach Feuchtwangen gegeben und bei einer Zimmerwirtin untergebracht.

Anno 79 hat er zu Marckbrait in derselben Schul seine Fundamenta pietatis et artium angefangen zu legen, schreiben, decliniren, conjugiren, exponiren etc. gelernt, unter Herrn Joh. Remlein, so hernachher ein Ratsherr worden, dessen Sohn jetzt ein Bürger allhier.

1579 hat er in der Schule von Marktbreit seine Grundlagen in Religion und Wissenschaft erworben, lernte schreiben, deklinieren, konjugieren, auslegen usw. von Herrn Johann Remlein, der später Ratsherr wurde. Dessen Sohn ist jetzt ein Bürger hier.

Anno 86 zu Rotenburg zu frequentiren angefangen Martini, da er seine Lectiones gehabt, auch seine carmina Latina und Graeca scripta gemacht. Ann 88 ist er gen Hof ins Voitland verschikkt um Laurentii, da er alsobald in primam classem kommen und mit Herrn Mehlführer, M. Salom. Blechschmid als Commilitonibus in Kundschafft kommen. 4 Jahr da blieben, gut Sach gehabt und viel durch Gottes Gnad in linguis sowohl Ebraica und Graeca als Latina gefasst, den Homerum und ein cyclopaediam artium liberalium gehört.

1586 hat er am Martinstag angefangen, sich öfters in Rothenburg weiterzubilden, da er seine Abschlüsse in lateinischem Liedgut und schriftlichem Griechisch absolviert hatte. 1588 um Laurentius ist er nach Hof im Vogtland geschickt worden und bald in die 1. Klasse aufgenommen worden, wo er nähere Bekanntschaft mit seinen Kommilitonen Herrn Mehlführer, M. Salomon Blechschmid schloß. Er blieb 4 Jahre in Jena, war erfolgreich und hat mit Gottes Gnade vieles in der hebräischen, griechischen und lateinischen Sprache gelernt und Vorlesungen zu Homer und den freien Künsten gehört.

Ann 92 am Tag Petri und Pauli nach Jena kommen und da studiret biss 95 unter D. Doct. Georgio Mylio, Exotices linguas von M. Christophero Hammero gehört und den cursum philosophicum mehrentheils absolviert, aber Armuth halben den Gradum Magisterii nit annehmen können. Anno 95 von seinem gn. Herrn, den hochwolgeborenen H. H. Georg Ludwigen von Sainssheim dem Jüngeren (der Ihn sowol als der ältere Herr etc. etliche Jahr zum Studium verlegt) zum vacirenden Cantorat abgefordert von der Academie. 10. Maji angetretten und biss Jakobi Anno 97 selbigen Dienst verwaltet. Anno 97 18. Jul. ist ihm die Pfarr Crassolzheim anvertrauet und er den 24. Jul. darzu ordiniret worden, hat auch das Decanat Winssheim, weils ein rurale capitulum gewesen, uff Gutachten Herrn Andreae Nagelii, wohlverdienten Pfarrers daselbsten, Anno 1606 darzu bekommen, und ist also zu bemeldten Grassolzheim bis ins 17. Jahr Pfarrer gewesen.

1592 an Peter und Paul kam er nach Jena und studierte dort unter Magister Doktor Georg Mylius, hörte Vorlesungen zu exotischen Sprachen von M. Christoph Hammer und legte die meisten Prüfungen zum Philosophicum ab. Er konnte jedoch wegen seiner Armut den Grad eines Magisters nicht annehmen. 1595 wurde er von seinem gnädigen Herrn, dem hochwohlgeborenen Reichsfreiherrn Georg Ludwig von Seinsheim dem Jüngeren (der ihm wie der ältere Herr von Seinsheim viele Jahre das Studium finanziert hatte) von der Akademie angefordert, um eine leerstehende Kantorenstelle zu besetzen. Er trat diesen Dienst am 10. 5. 1595 an blieb bis Jakobi 1597. Am 18. 7. 1597 wurde ihm die Pfarrei Krassolzheim anvertraut und er wurde am 24. 7. 1597 ordiniert.. Er hat auch das Dekanat Windsheim, ein ländliches Kapitel, auf Fürsprache von Herrn Andreas Nagel, des dortigen verdienten Pfarrers 1600 hinzubekommen.

Er ist im besagten Krassolzheim 17 Jahre Pfarrer gewesen.

Anno 1614 27. Febr. zum Diaconat gen Marckbrait investirt worden und 18 Jahr Caplan gewesen und zuweilen, wenn die Schuldienst verlediget, ihr officium bis zur Bestellung versehen.

Am 27. 2. 1614 wurde er zum Diakon in Marktbreit berufen und blieb 18 Jahre lang Kaplan dort. Er war zuweilen in der Schule tätig gewesen, wenn keine Lehrer da waren, bis er auch zu diesem Dienst offiziell bestellt wurde.

Anno 1631 4. Sept. ist ihm die Pfarr daselbsten anvertrauet, dabey er biss an sein End geblieben.

Am 4. 9. 1631 wurde ihm die hiesige Pfarrei anvertraut, die er bis an sein Lebensende innehatte.

Seinen Ehstand betreffend hat Er zum 1. mal Hochzeit gemacht anno 95 den 18. Nov. mit Appolonia, Herrn Johann Cuppelichs, Stadtvogt zu Feuchtwangen seel. hinterlassenen Tochter, in ihrem Vaterland und 12 Kinder in währender Ehe mit ihr erzeugt, 4 Sohn und 8 Töchter, davon noch 3 Töchter, als diess geschrieben (scil. 8. Sept. Anno 34) gelebt,

I. Betreffs seines Ehestands hat er am 18. 11. 1595 zum erstenmal geheiratet. Seine Frau war Appolonia, die Tochter des verstorbenen Herrn Johann Cuppelich, des Stadtvogts von Feuchtwangen. In Feuchtwangen und danach hatten beide 12 Kinder, 4 Söhne und 8 Töchter. Von ihnen waren leider nur drei Töchter am Leben, als diese Zeilen (am 8. 9. 1634) geschrieben wurden.

II. Anno 1617 26. Aug. Dienstag nach Barth., mit der anderen Vertrauten Regina, Herrn M. Hieronymi Theodorici wolverdienten alten Limpurgischen Pfarrers zu Sommerhaussen Tochter, Hochzeit gemacht und kein Kind mit ihr erzeugt.

II. Am 26. 8. 1617, dem Dienstag nach Batholomäi, heiratete er seine zweite Frau Regina, die Tochter des hochverdienten alten limpurgischen Pfarrers von Sommerhausen, Herrn. M. Hieronymus Theodoricus, hatte aber keine Kinder mir ihr.

Was sein Leben und Wandel anbelangen thut, hat er sich vor groben wissentlichen Sünden, so viel mit Gott immer möglich, fürgesehen, sein Ampt ihm treuen Fleisses angelegen seyn lassen, sich für einen armen Sünder erkannt etc. und die Stükk einer wahren Busse bey sich vermerkt.

Was seinen Lebenswandel anbelangt, hat er sich vor großen wissentlichen Sünden, so weit mit Gottes Hilfe möglich, vorgesehen, sein Amt treu und fleißig versehen, sich als armen Sünder bekannt usw. und sich wahrer Buße befleißigt.

Das vielfältig Creuz, so ihm von Kindesbeinen an biss ins graue Alter an seinem Leib, Weibern, Kindern, Vieh etc. zu versuchen geben, und das er auch im Wandern, uffn Schulen, im Schul- und Kichenampt erlitten, solt wol schwerlich auf eine Kühhaut zu bringen seyn. Doch hat ihm Gott immer vätterlich geholfen und einen Wechsel des Leides und der Freude verliehen, auch Gaben des Leibes, Verstands und zeitlicher Nahrung geben, so viel ihm nuz und gut gewesen, viel guter Gönner neben den missgünstigen verliehen, auch wol seine unbillige Feinde Ihm zu Freunden gemacht.

Das vielfältige Leid, das ihn von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter an Leib, Ehefrauen, Kindern und Vieh usw. heimsuchte und er auf Wanderschaft, Schulen und im Schul-und Kirchenamt erlitt, geht wohl nur schwerlich auf eine Kuhhaut.

Doch hat ihm Gott immer wie ein Vater geholfen und ihm Leid und auch Freude verliehen, ihm Gesundheit, Verstand und Brot gegeben, so weit es ihm zum Nutzen und Wohl fehlte. Er hat ihm viele Gönner neben mißgünstigen Menschen gegeben und auch ihm übelwollende Feinde zu Freunden gemacht.

Die Krankheit, so ihm lezlich wiederfahren, ist Gott und guten Leuten bekannt. Der darauf gefolgte Todt aber und wie er abgedrukket, ist dem Schreiber diessmals unbekannt, hoffet aber, der Herr Jesus, dem er äusserster Möglichkeit nach gedienet und seine Ehre gerettet, soll ihn mit einen sanfften seeligen End begnaden [ist geschehen gestern den 22. Sept. 1634 um 7 Uhr im Sessel und in Armen Conjugis, in s. climacterico magno et heroico, 63.], von allen Uebel erlösen und zu s. Himmlischen ewigen Reich aushelfen, welchen sey Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Die Krankheit, an der er zuletzt litt, ist Gott und guten Leuten bekannt. Der folgende Tod aber und wie er niedergeschrieben werden wird, ist dem Schreiber nun nicht bekannt. Er hofft jedoch, daß der Herr Jesus, dem er mit seinen äußersten Möglichkeiten gedient hat und dessen Ehre er wahrte, ihm ein sanftes seeliges Ende schenke. [ So geschah es auch gestern am 22. 9. 1634 um 7 Uhr im Sessel und in den Armen seiner Frau, im hohen und heroischen Alter von 63 Jahren. Er wolle ihn von allem Übel erlösen und in sein Himmlisches Reich aufnehmen, Er, dem Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit gebühret. Amen.

Den Text Johann. XII, 25 : wo ich bin, etc., bittet der Schreiber colegialiter ihm bey der Leichenpredigt zum letzten Ehrendienst, dem Volk aber zu Unterricht zu erklären.

Die Bibelstelle Johannes 12, 25 "..wo ich bin,' bittet der Schreiber, soll der Kollege bei der Leichenpredigt als letzten Ehrendienst, der Gemeinde jedoch als Unterrichtsthema deuten.


Amtseinführung von Pfarrer M. Johannes Cranz

Pfarrer Wolfgang Ammons Nachfolger M. Johann Cranz schreibt am 21. Oktober 1634

Demnach die Kriegsnoth und Drangsal wegen des Kaiserl. hier und in der armen evangelischen Nachbar-und Landschaft eingefallenen und einquartierten Kriegsvolkes auch durch die grassierende Pest also stark überhand genommen, daß die Verstorbenen allhier mir jetzigen unwürdigen Pastori sowol auch meinem Herrn Antecessori Wolfgango Ammonio, wie aus seiner Handschrift droben zu sehen, nicht alle angezeigt werden können, theils weil der Verstorbenen Freunde und Herrn, bei welchen sie gedienete, sie nicht gern lang im Haus behalten mögen, theils weil sie von frembden orten anhero geflohen, als habe ich heute 20. Oktbr. des Toddengräbers Wolfg. Widmans Verzeichniß zu sehen begehrt, welcher dieses 1634 jarß bis auf heut dato 20. Oktbr. 615 Menschen auf unsern Gottesacker begraben hat. Darumb Ich um mehrerer richtig und gleichstimmigkeit willen, seine summam der Verstorbenen anhero setzen will. Solchem nach wäre nunmehr, das 21. Oktbr. 616. (Die von 525 bis dahin sind nicht genannt.)

20. und 21. 10. 1634 Wegen Kriegselend und Not durch Einfall und Einquartierungen der kaiserlichen Armee in Marktbreit und in den benachbarten armen evangelischen Orten auf dem Land, sowie durch die grassierende Pest hat stark überhand genommen, daß die Verstorbenen hier mir unwürdigen Pastor, wie auch schon meinem Herrn Vorgänger Wolfgang Ammon, wie aus seinen Aufzeichnungen oben hervorgeht, nicht mehr gemeldet werden, teils weil Freunde und Herrschaft der Verstorbenen, bei denen sie dienten, sie nicht länger im Haus haben mögen, teils weil sie aus fremden Orten hierher flohen. Heute am 20. 10. 1634 habe ich die Bestattungsliste des Totengräbers Wolfgang Widmann eingesehen. Er hat in diesem Jahr bis heute zum 20. 10. 1634 615 Menschen auf unserem Friedhof begraben. Deshalb nehme ich der Übereinstimmung halber seine Zahlen. So ergeben sich am 21. 10. 1634 616 Todesfälle. (Die 525 vom Vorjahr sind nicht eingerechnet.)

806 Personen, darunter 385 aus allhiesiger Gemeinde, die anderen aber Frembde gewesen sind.

Dezember 1634 806 Tote insgesamt, darunter 385 aus der Gemeide hier. 421 Flüchtlinge.

Bis ins Jahr 1784 wurde in Marktbreit ein besonderer Buß-und Bettag
zur Erinnerung an die Schrecken des 10. September 1634 abgehalten.
 


Vermutliche Stelle des Massengrabes für die Pesttoten,
in dem auch Wolfgang Ammon bestattet wurde.

Bild zum Vergrößern anklicken


Quellenangabe

Dr. Georg Steinhausen. Archiv für Kultur - Geschichte, Selbstbiographie des Stadtpfarrers Wolfgang Ammon von Marktbreit, mitgeteilt von Franz Hüttner. Berlin 1903

Richard Plochmann. Urkundliche Geschichte von Marktbreit in Unterfranken. Erlangen 1864

Johannes Wenzel. Marktbreit, Geschichte einer kleinen fränkischen Stadt. Verlag Siegfried Greß. Marktbreit

Wilhelm Lehmus. Geschichte Marktbreits. Verlag Siegfried Greß, Marktbreit. Nachdruck von 1828

Fritz Mägerlein. Marktbreiter Kirchenbücher berichten. Verlag Siegfried Greß, Marktbreit


Archiv des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg. 8. Band. Würzburg 1843

Pfarrer Bartholomäus Dietwar. Leben eines evangelischen Pfarrers im früheren marktgräflichen Amte Kitzingen. 1592-1670


Fotos von Martin Nicoly

 


Email an: Martin Nicoly

Zurück zur Menüseite